Katzenkinderwahnsinn Der ganz normale Katzen-WahnsinnInsgesamt 36 Samtpfoten sind seit dem 1.9.2014 bei uns eingeliefert worden – innerhalb von 11 Tagen und der Tag heute ist noch nicht rum.
Hier mal ein kleiner Auszug aus unserem Tierheim-Tagebuch – es fängt ruhig an:

1.9. – Montag: ein fast ruhiger Tag. Der Tierarzt ist da und untersucht, behandelt, impft die Neuzugänge der letzten Woche.

2.9. – Dienstag: Eine Frau ruft an. „Man“ füttert in der Anwohnergemeinschaft schon seit längerem eine Katze. Und nun hat die Katze plötzlich 4 Junge mitgebracht – komische Sache, wenn man  eine unkastrierte Katze füttert – oder? Die kleine Katzenfamilie wird zu uns eingeliefert. Die Mama darf in 14 Tagen – natürlich kastriert – wieder an ihre Futterstelle zurück. Die Babys müssen wir vermitteln.

3.9. – Mittwoch: Eine Fangaktion auf einem verwilderten Grundstück war erfolgreich. 2 Katzen kommen zur Kastration zu uns.

4.9. – Donnerstag: Die Fangaktion ging weiter, zwei weitere Katzen finden Einzug bei uns. Eine Kätzin ist augenscheinlich trächtig – wir haben eine schlimme Vorahnung.

5.9. – Freitag: Ein junger, völlig verflohter, vermilbter und verdreckter Kater wird am helligsten Tag vor einem Blumenladen in Spremberg neben der Tierarztpraxis ausgesetzt. Vermutlich wollte jemand sein abgeliebtes Haustier loswerden. Der süße Bursche zieht nun im Tierheim ein. Die hochtragende Kätzin von gestern bringt 6 schwarz-weiße Fellknäule zur Welt. Jetzt wird sie anstatt nur zur Kastration für wenige Tage mindestens 8 Wochen hier bleiben müssen, bis die Babys groß genug sind, um ohne ihre Mama klar zu kommen.

6.9. – Samstag: Ein Mann bringt eine Katze und ihr 4 Wochen altes Baby. Eine Woche zuvor stand seine Frau nur mit dem Baby bei uns vor der Tür – angeblich würde die Mutterkatze sich nicht kümmern. Wir schickten sie mit dem Baby wieder nach Haus, die Mutterkatze holen. Da man HartzIV Empfänger ist, brauchte man eine Woche um die Katzenfamilie zu uns zu bringen „man hat ja so viel zu tun“.

7.9. – Sonntag: Ein ruhiger Tag – keine Neuzugänge. Dafür am späten Abend noch ein Anruf einer Frau. Seit 2 Jahren füttert sie eine freilebende Katze (natürlich füttert sie diese nicht offiziell, aber die eigene Katze wird draußen vor der Haustür gefüttert, da frisst die Streunerin eben mit). Und nun helle Aufregung – plötzlich sind da 3 Katzenkinder neben der Mülltonne. Wo kommen die den bloß her. Und natürlich können die hier nicht bleiben. Wir vertrösten auf den nächsten Tag.

8.9. – Montag: Die Streunerkatze von Sonntag-Abend kommt mit ihren 4 (anstatt 3) Katzenkindern zu uns. Aber wenigstens die Mama darf kastriert wieder an ihren angestammten Platz zurück kehren, wenn die Kleinen von ihr getrennt werden können.

9.9. – Dienstag: Zwei wilde Katzen werden zur Kastration eingefangen. Eine davon ist hochtragend – 6-7 Junge sieht man im Röntgen, die in ein bis zwei Tagen zu Welt kommen.

10.9. – Mittwoch: 4 wilde Katzen werden zur Kastration eingefangen. Abends bringen Tierfreunde einen verletzten jungen Kater, den sie an der B97 gefunden haben. Das Beinchen ist gebrochen, er ist schlimm verschnupft und sehr krank. Er zieht gleich auf die Krankenstation.

11.9. – Donnerstag: Ein 7 jähriger – wohlgemerkt unkastrierter – Kater wird abgegeben. Sein Frauchen zieht aus dem Haus in eine Wohnung. Der Streunerkater kann vor Ort nicht weiter versorgt werden. Niemand aus der Nachbarschaft ist bereit, den großen zu füttern. Traurig. Nun muss der dicke Franz im Tierheim klar kommen. Armer Kerl. Am Nachmittag werden zwei wilde Katzen zur Kastration gebracht. Beim Umsetzen von der Falle in die Tierheimbox fällt auf, dass an einer Katze eine Angelsehne herab hängt. Ein Angelhaken hat sich durch die Haut am Hals gespießt. Arme Miez, aber zum Glück lässt sie sich bereitwillig von uns helfen und den Haken mitteln Kneifzange entfernen. Etwas später kehrt eine Mitarbeiterin vom Außeneinsatz zurück – im Gepäck eine Mutterkatze mit 2 Katzenkindern, eingefangen in einer Gartenkolonie auf Anordnung der Behörden.

Mit Datum heute haben wir alleine 59 Katzenkinder im Tierheim – neben den 300 erwachsenen Katzen!!! Wann hört das endlich auf???

Wieso gibt es immer noch so viele verständnislose Menschen, die ihre Katze nicht kastrieren lassen?

Jeder der Katzen füttert, sollte sich darüber im Klaren sein, dass die Katzen sich vermehren. Und aus einer Katze eben ganz schnell 4 bis 6 und noch mehr werden können. Was aus den überzähligen Katzenkindern wird, sehen wir derzeit – sie werden ausgesetzt, überfahren, verhungern, erkranken an Katzenschnupfen und gegen elendig ein. Muss das sein?

Wir unterstützen gerne jeden der es nötig hat mit Kastrationsgutscheinen oder der Hilfe beim Einfangen. Auch wir können Kastrationen nicht kostenlos durchführen – wie das häufig behauptet wird – denn der Tierarzt, der die Kastration durchführt, muss auch von uns bezahlt werden.

Dr. Annett Stange