Gedanken einer Tierpflegerin

Was nimmt man mit nach hause?

Wieder einmal ist es spät geworden heute. Bevor die Tür geschlossen wird, noch schnell überlegen, ob man allen Tieren heute gerecht geworden ist. Ob man allen ein bisschen Zuneigung hat zukommen lassen …? Wenn diese Frage einigermaßen befriedigend beantwortet ist, fährt man erschöpft nach Hause, in die eigene, kleine, heile Welt. Aber die Gedanken nimmt man mit. Manchmal sind es lockere Tage, an anderen Tagen sieht es anders aus: verunfallte, gequälte oder beschlagnahmte Tiere kommen rein.

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Das Entsetzen wird erstmal zur Seite geschoben, das aber später mit großer Wucht zurückkommt. Als erstes muss geholfen werden, in welcher Form auch immer. Später dann die hitzigen und empörten Gespräche und manchmal auch die Tränen.

Auch die gefundenen oder abgegebenen Tiere berühren unsere Seele, wenn sie gar nicht wissen, was sie bei uns sollen, traurig ihren Besitzern nachschauen und wir nur hilflos danebenstehen.

Zuhause streicht man den eigenen Vierbeinern erschöpft über den Kopf, versorgt sie und ist glücklich, dass ihnen manches Schicksal erspart geblieben ist. Glücklich, dass sie in einer kleinen heilen Welt leben dürfen, eben das, was wir all unseren Tierheimbewohnern auch wünschen. Wir nehmen diese Arbeit nicht nur mit nach Hause, sondern auch mit in unser Privatleben. Oft ist Tierschutz ein Gesprächsthema, aber oft hört man auch „dich sieht man ja auch nur noch selten“, weil man Verabredungen kurzfristig absagen muss oder man die Eltern schon seit zwei Monaten nicht mehr gesehen hat. Hier kann sich jeder glücklich schätzen, der von seiner Umwelt genau dafür viel Verständnis erfährt …

Aber jetzt erstmal die Beine hoch, abschalten, kurz mal Facebook etc. checken. Und schon ist es mit Abschalten wieder vorbei. Man ist natürlich in zig entsprechenden Gruppen und bei zig verschiedenen Vereinen gemeldet und es geht weiter: rette die Eisbären, rette die Bienen, rette die Hunde, die Katzen, rette die gesamte Umwelt …

Das Herz schreit auf: „RETTE SIE ENDLICH!“ Der Verstand fragt: „Na, wie viele Stunden hat dein Tag so?!“ Und dann kommt noch die Wut dazu. Wütend schaltet man ab. Den Hund zu Füßen, die Katzen im Arm, schläft man doch irgendwann ein. Oft ohne noch wahrzunehmen, dass die Tränen mal wieder rollen …

Am nächsten Morgen schaut man beim Zähneputzen in ein zerknirschtes Gesicht, strafft die Schultern und fängt wieder voller Tatendrang von vorne an.

Verrückt? Vielleicht …

Oft hören wir „ich könnte den Job nicht machen“. Wenn wir auf unser Herz hören würden, müssten wir ehrlich sein und uns eingestehen, dass wir es eigentlich auch nicht können, aber es trotzdem tun.

Wenn nun jemand meint, ich möchte uns als Helden darstellen, der irrt! Helden tragen Umhänge und gewinnen ihre Schlachten immer!

Wir sind nur Kämpfer. Kämpfer, die sich oft genug geschlagen geben müssen und mit hängendem Kopf das Schlachtfeld verlassen.

Aber manchmal, manchmal gewinnen wir auch! Dann, wenn wir unsere Tiere gut untergebracht haben, auch wenn es manchmal etwas länger braucht, den passenden Menschen zu finden. Und dann verdrücken wir auch mal ein Tränchen, aber ein Tränchen der Freude. DAS sind dann unsere Siege!

Verrückt? Vermutlich. Oder eine Lebenseinstellung …

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03.07.2018|