Abspecken und dauerhaft schützen
Jeder Schritt fällt schwer, ebenso das Atmen, im Schlaf schnarcht er: Das sind mögliche Anzeichen für Übergewicht beim Hund. Meistens ist ihm das schon anzusehen. Hat ein Hund jedoch ein üppiges Fell, kaschiert dies häufig eine langsame Gewichtszunahme. Dann wundern sich die Halter oftmals, dass ihr Liebling nicht mehr ins Auto springen mag und kaum noch zum Gassigehen zu motivieren ist. Beobachten Sie dann auch noch starkes Hecheln bereits nach kurzen Distanzen oder zunehmende Aggressivität, dann leidet Ihre Fellnase sehr wahrscheinlich. Grund genug, zu handeln. Erfahren Sie, wie Sie Ihrem Liebling helfen können – sofort und dauerhaft.
Vielfältig sind die möglichen schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen einer Fettleibigkeit (Adipositas) beim Hund: Herz-, Haut- und orthopädische Erkrankungen, Verdauungsstörungen, Inkontinenz, Fortpflanzungsstörungen oder Diabetes mellitus*; zudem eine erheblich verminderte Lebenserwartung. Dr. med. vet. Birgitta Nahrgang warnt zudem vor einer Schwächung der Immunität und einem erhöhten Tumor-Risiko.** Experten gehen davon aus, dass zwischen 25 und 40 % der in Deutschland lebenden Hunde zu viel Gewicht auf die Waage bringen. Apropos „Waage“: Die schnellste Gewissheit bringt ein simpler Test mit Ihrer Personenwaage. Ermitteln Sie damit zuerst Ihr eigenes Gewicht und wiederholen den Vorgang mit Ihrem Hund auf dem Arm. Dann ziehen Sie Ihren gerade ermittelten Wert vom dem auf der Skala ab: jetzt wissen Sie, wieviel Ihr Schatz wiegt. Ist er jedoch zu groß und schwer für diesen Test daheim, gehen Sie zu Ihrem Tierarzt, der eine entsprechende Waage besitzt. Klappt der Test zuhause, orientieren Sie sich nun an diesem Tipp von Tierarzt Dr. Joachim Hölter: „Wer noch weiß, wie viel sein Hund am Ende der Wachstumsphase gewogen hat, kann in der Regel diesen Wert als Idealgewicht annehmen.“ *** Liegt ihr Schatz aktuell 10 Prozent darüber, ist bereits ein bedenklicher Zustand erreicht und eine Tendenz nach oben vorgezeichnet. Liegt das Gewicht sogar um 20 Prozent höher, ist die Adipositas bereits eingetreten.
Doch auch ohne eine Waage erkennen Sie Übergewicht, sobald Sie die Rippen Ihres Hundes nicht fühlen und seine Taille bei einem Blick von oben nicht mehr erkennen können. Zeigt er dann auch noch die oben beschriebene Symptomatik oder ein verändertes Verhalten, sollten Sie unbedingt aktiv werden. Häufig entsteht Übergewicht aus einem eigentlich sehr schönen Grund: Der Liebe von Frauchen, Herrchen und der ganzen Familie zu ihrem Liebling. An nichts solle es ihm mangeln. Und wenn er so aufgeregt fiept, kann das doch nur quälender Hunger sein! Schon ist die Zwischenmahlzeit serviert oder die Leckerlies fliegen Doggy entgegen. Wie er springt und sich freut! Wen beglückt das nicht? Doch: Das Fettgewebe freut sich auch – und baut jeden überflüssigen Energiebaustein fleißig in die wachsende Wampe Ihrer Fellnase ein. Gründe für Übergewicht können allerdings auch Kastration sowie Stoffwechselerkrankungen oder Medikamente sein. Und bei einem Hundesenior ist auf begrenzte Kalorienzufuhr zu achten, weil er etwa 20 Prozent weniger benötigt.
Um Ihren pelzigen Schatz gesund zu halten, geht es folglich um das rechte Maß. Sowohl fürs Futter als auch die Bewegung. Also: Ran an den Speck – und weg damit. Jedoch: Reduzieren Sie nicht „einfach so“ die Kalorienmenge. Denn das Hundefutter muss schließlich Ihren Liebling mit ausreichender Energie und Nährstoffen wie Proteinen, Vitaminen und Mineralstoffen versorgen. Verringern Sie nun im Rahmen eines selbst gestrickten Diätplans die Futtermenge, nimmt zwar die Kalorienmenge ab, doch möglicherweise erhält Ihr Hund nun nicht mehr alle benötigten Nährstoffe in ausreichender Menge. Hierzu Dr. Nahrgang: „Einfacher ist das Verfüttern einer fertigen, kommerziellen Reduktionsdiät. Dort sind die Inhaltstoffe schon an den Bedarf angepasst.“** Sprechen Sie darüber am besten mit Ihrem Tierarzt, damit Energie- und Nährstoffbedarf individuell auf Ihren Hund abgestimmt sind – entsprechend Alter, Rasse und Aktivitäts-Level. Und: Leckerlis sind nun gestrichen, bzw. dürfen ausschließlich der Gesamtfuttermenge für den Tag entnommen werden. Und denken Sie weiterhin ans regelmäßige Wiegen. Erwarten Sie keine allzu schnellen Erfolge. Der Diätplan sollte darauf abzielen, dass Ihr Hund auf dem Weg hin zu seinem Idealgewicht 1-1,5 Prozent seiner Pfunde pro Woche verliert. So wissen Sie auch von Anfang an, wie viele Wochen der gesamte Prozess dauern wird.
Stellen Sie beim Wiegen fest, dass das wöchentliche Ziel nicht erreicht wird, muss die Ernährung nochmals anpasst werden. Und bringen Sie Ihren Hund – sanft – auf Trab. Denn mehr körperliche Aktivität erhöht den Energiebedarf und lässt das Fett abschmelzen. Ist Ihr Hund allerdings bereits adipös und leidet an einem der oben erwähnten Symptome, belasten Sie ihn nicht übermäßig. Möglicherweise ist es sinnvoll, ihn sicherheitshalber erst einmal mit schonender Physiotherapie in Bewegung zu bringen. Sieht der Tierarzt hingegen keinen Grund (mehr) für Schonung, dann stellen Sie ruhig ein forsches Trainingsprogramm für ihn zusammen. Denn erst ein deutliches Mehr an Aktivität führt zum gewünschten Effekt. Nach dem Erreichen des Idealgewichts sollten Sie weiterhin großes Augenmerk auf die Futtermenge richten und fachlich fundierte Beratung einholen. Denn der Bedarf Ihres Hundes hinsichtlich Kalorien und Nährstoffen verändert sich mit zunehmendem Alter. Auf Leckerlies müssen Sie auch nicht gänzlich verzichten, doch weiterhin daran denken: keine Extras. Belohnungen dürfen ausschließlich der für den Tag bestimmten Gesamtration entnommen werden. Der Lohn der Strenge für Sie beide: Ihr Liebling gewinnt an Vitalität und vor allem Lebensfreude, weil er eine höhere emotionale Ausgeglichenheit erlangt.
* www.tiermedizinportal.de/tierkrankheiten/hundekrankheiten/ubergewicht-adipositas-beimhund/535853
** www.koelntierarzt.de/fachbeitrag_2011_1_nippers.html
*** www.drhoelter.de/tierarzt/tierkrankheiten/uebergewicht-beihunden.html
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