Ein Bericht von Beate Hensler
Hundenasen im Dienst der Menschen:
Lawinen- und Bombensuchhunde, Drogenspürhunde, Diabetikerwarnhunde,
vierbeinige Spezialisten bei der Krebserkennung oder einfach nur begeisterte Hobbyschnüffler…
Aber nicht nur das. Auch im ganz normalen Familienalltag sind sie Nasenspezialisten. Sie wissen schon lange bevor wir morgens die Augen öffnen, wie unsere Stimmung ist. Sie „erschnüffeln“ ganz einfach unsere Tagesform, unsere Bestimmtheit. Während bei uns Menschen das Auge das stärkste Sinnesorgan ist, weil es immer während Bilder aufnimmt und ans Gehirn weiterleitet und uns somit Orientierung gibt, ist der Geruchssinn des Hundes sein wichtigstes Sinnesorgan.
Er findet sich damit überall zurecht. Der Geruchssinn gibt ihm sowohl Richtung wie auch Orientierung, auch wenn die Spuren tagelang liegen. Warum? Der Hund summiert einzelne Geruchsstoffe, er zerlegt sie sozusagen im Gehirn, speichert sie dort ab und setzt sie dort auch wieder zusammen. Somit kann er Gerüche auf Entfernungen orten, egal ob dazwischen Wände stehen oder Büsche, Wälder, Städte oder Berge liegen.
Ja er kann sogar am Geruch erkennen, in welche Richtung sich das „Etwas“, sei es Reh oder Mensch entfernt hat, er kann die Entfernung geruchlich schätzen.
Seine Orientierung liegt dabei am „Geruchsalter“. Er kann sogar bei der Suche nach Menschen seine „Such-Opfer“ im Ort A am Bahnhof, auf dem Bahnsteig, wo der Mensch in den Zug gestiegen ist, verlieren, und am Bahnhof des Ortes B, wo vermeintliches „Such-Opfer“ dann ausgestiegen ist, wieder finden.
Aber warum ist das so?
Für den Geruchssinn des Hundes sind die Riechschleimhaut mit ihren Riechsinneszellen und das Limbische System im Gehirn zur Verarbeitung der Informationen aus diesen Zellen, verantwortlich.
Ein Schäferhund hat ca. 200 Millionen Sinneszellen, sog. Bluthunde haben sogar 300 Millionen Riechsinneszellen, ein Dackel hat ca. 125 Millionen Riechsinneszellen, aber der Mensch hat nur ca. 5 bis 6 Millionen Riechsinneszellen ufzuweisen.
Hinzu kommt, dass immerhin 10% des Hundegehirns für das Riechen zuständig sind. Im Vergleich dazu ist es nur 1% des menschlichen Gehirns. Deshalb werden Hunde auch als „Makrosmaten“, also Nasentiere bezeichnet.
Hunde atmen also die Geruchspartikel durch ihre Nasenlöcher ein. Diese gelangen in die Nasenhöhle, die mit Schleimhaut überzogen ist.
Diese Schleimhaut muss, um funktionsfähig zu sein, immer feucht sein. Der Duft, Geruch, den der Hund erschnüffelt, gelangt als elektronisches Signal über den Riechnerv ins Gehirn und wird dort im Limbischen System, das u.a. für die Verarbeitung von Emotionen zuständig ist, aufbereitet.
Jetzt verstehen wir auch, warum ein Hund sich beim Schnüffeln in Düfte verlieben kann, für die die menschliche Nase so gar nichts über hat. Umgekehrt findet aber unser Vierbeiner unser teuer bei Douglas erstandenes Parfum nicht unbedingt als wohlriechend.
Hunde sind sogar imstande, wie oben bereits erwähnt, unsere Gefühle mit der Nase wahrzunehmen. Gefühle wie Freude, Trauer, Zorn und Angst.
Denn unsere Hormone, die der Körper, entsprechend unserer Gefühle, ausschüttet, verraten uns. Der Hund riecht sie buchstäblich. Unsere Hunde riechen nicht nur unsere körperliche und seelische Verfassung, sie riechen auch unseren gesundheitlichen Zustand. Ihre Nase sagt ihnen, dass ihr Mensch krank ist, ja sogar, ob er krank wird.
Und wir können unserem Vierbeiner gar NICHTS vormachen. Er deckt alle unsere „Schwindeleien“ auf!
Also, wenn Ihnen Ihr Hund mal wieder wegläuft, Sie hinter ihm her brüllen, er zunächst nicht reagiert, dann irgendwann gemütlich antrabt, sparen Sie sich Ihre scheinbar freundlichen Worte über die Freude, dass er wieder da ist!
Er weiß, dass Sie sauer sind und dass Sie gerade schwindeln. Er riecht es nämlich!
Ihre Bea Hensler
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