Tierschutz in Indien

Ein Erfahrungsbericht von Gerda Lurz

Gerda Lurz verbringt mehrere Wochen im Jahr in Indien und kümmert sich um dortige Strassentiere. Anbei ein kleiner Erfahrungsbericht:

Mehrere Wochen im Jahr verbringe ich Zeit in Goa. Goa ist ein ca. 100 km langer Sandstrand im Süden Indiens, der überwiegend von Straßenhunden bevölkert wird. Früher war die Tollwut das größte Problem in den Straßen und Strandabschnitten von Goa. Damals wurden kranke Hunde im Meer versenkt, sie starben unter qualvollen Bedingungen.

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Mittlerweile wurde dieses Problem erkannt und es wird durch Impfkampagnen und Adoptionsprogramme bekämpft. Die dortigen Tierschützer lassen die Hunde kastrieren und kennzeichnen sie durch eine Kerbe am Ohr.

Leider werden oftmals nur junge, männliche Hunde von Indern adoptiert. So kommt es vor, dass die weiblichen Welpen einfach ihrem Schicksal überlassen werden. Viele der Straßenhunde sind sehr krank, sie leiden an der Räude, sind übersät mit Ungeziefer und sehr oft unterernährt. Ich sammele diese kranken Hunde ein und bringe sie mit einem Taxi ins Tierheim. Sie abholen zu lassen erweist sich als schwierig, da im Tierheim häufig Personalmangel herrscht. Nicht selten warte ich tagelang auf eine Transportmöglichkeit und tätige verzweifelte Anrufe.

Sollte dann mal jemand nach mehreren Tagen und vielen Anrufen kommen, muss ich mit dem Handy bei dem Hund warten bis sie da sind. Am besten überreiche ich den Hund direkt aus meinen Armen. Wenn das nicht der Fall ist, kann man nur hoffen, dass das Tier mir vertraut, zum Futter kommt und der „Fänger“ ein Netz über den Hund stülpen kann. Der Käfig muss bereitstehen und der Hund wird von oben langsam in den Käfig befördert. So mancher Hund ist dann wieder „entwischt“. Hündinnen, die Nachwuchs haben, müssen zusammen eingefangen werden, was leider auch nicht immer möglich ist. Außerdem müssen die Welpen bereits selbstständig fressen.

Die Mitarbeiter des GAWT (Goan Animal Welfare Trust) notieren, wo der Hund eingesammelt wurde und welche Behandlung er bekommen soll (Kastration). Ich muss dann noch unterschreiben. Im Tierheim (Shelter) werden Straßen- und Strandhunde gegen eine Spende kastriert, behandelt oder eingeschläfert. Mit der Kastration erfolgt auch die Tollwutimpfung. Für „Privathunde“ gelten andere Gebühren und sie müssen vom Besitzer selbst gebracht werden. Nach 1 bis 3 Wochen werden die Hunde wieder an die Stelle zurückgebracht, wo ich sie habe abholen lassen.

Auf den Fotos sieht man eine Hündin, die dringend kastriert werden müsste. Sie sollte in der Monsunzeit (von Mai bis Oktober) eingefangen werden, wie so viele andere auch. Keine leichte Aufgabe für die Tierschützer vor Ort, denn sie ist sehr scheu. Letztes Jahr hatte ich 4 verschiedene Anlaufstellen mit Welpen, Kastrationen und Behandlungen. Vor meiner Abreise habe ich kontrolliert, ob alle Hunde zurück sind. Hoffentlich sehe ich beim nächsten Aufenthalt nicht dieselben Hunde im gleichen schlechten Zustand. Leider ist das schon oft der Fall gewesen.

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04.10.2018|