Viele Pferdebesitzer glauben, ihr Pferd verhätscheln und total vermenschlichen zu müssen. Sie leben in dem Glauben, dass es ihrem Pferd so am besten geht und sie von diesem deshalb besonders geliebt werden. Genau das Gegenteil aber ist der Fall.
Wenn ein Pferd keinen Menschen hat, an dem es sich orientieren kann, sprich keine Führungspersönlichkeit hat, die für seine Sicherheit sorgt und Entscheidungen trifft, wird es unter ständigem Stress leben müssen.
Das ist ganz einfach zu erklären:
Jemand, der viel Verantwortung trägt, hat mehr Stress und wer Stress hat ist weniger empfänglich für Lernprozesse.
So entsteht ein Teufelskreis, dem das Pferd nicht entfliehen kann und den es auch nie begreifen wird.
Kann es die Erwartungen des Menschen in seine Lernfähigkeit nicht erfüllen, ist es plötzlich stur und bockig, obwohl es gar nicht anders kann.
Erschwerend kommt hinzu, dass heute vielfach keine optimale Fohlenaufzucht mehr stattfindet und so das junge Pferd keine Sozialisierung erfährt.
Deshalb wäre es jetzt besonders wichtig, dass zumindest gewisse Aspekte der Sozialisierung durch den Menschen erfolgen.
Aber wie ich bei meiner täglichen Arbeit sehe, ist dem nicht so.
Nicht sozialisierte Pferde haben ständig Probleme im Umgang mit dem Menschen und bei der Herdenhaltung mit anderen Pferden.
Das führt bei den Pferden zu Dauerstress. In der Natur kennen Pferde Stress nur, wenn der Feind angreift.
Wer also glaubt, sein Pferd mit Leckerlis überhäufen und Entscheidungen im täglichen Umgang dem Pferd überlassen zu müssen, wird niemals ein Pferd bekommen, auf das in allen Situationen Verlass ist und das sein Leben sorglos genießen kann.
„Ein Pferd wird niemals lernen zu sprechen, aber wir können die Sprache der Pferde erlernen.“
Dazu müssen wir uns an der Natur der Pferde orientieren und nicht umgekehrt!
Ihr Manfred Weindl
(Pferdeflüsterer aus Salzweg)
10 Punkte, wie Sie das Vertrauen Ihres Pferdes gewinnen:
1. Bestehen Sie darauf, dass sich Ihr Pferd Ihnen, spätestens wenn Sie die Box betreten, zuwendet.
2. Dulden Sie keine Respektlosigkeiten wie z.B., dass sich das Pferd an Ihnen schubbert, an Ihnen rumknabbert u. ä.
3. Achten Sie auf die korrekte Führposition. Ihr Pferd muss hinter Ihnen oder höchstens mit dem Kopf auf Ihrer Schulterhöhe sein.
4. Schreien Sie nicht mit Ihrem Pferd und sprechen Sie möglichst wenig mit ihm. Ihr Pferd versteht kein Wort von dem was Sie sagen.
5. Loben Sie Ihr Pferd, wenn es etwas gut gemacht hat. Benutzen Sie hierzu Ihre streichelnde Hand. Verzichten Sie auf Leckerlis als Belohnung!
6. Sichern Sie sich während der Arbeit die ständige Aufmerksamkeit Ihres Pferdes.
7. Seien Sie bei der Pferdearbeit immer gelassen und arbeiten Sie ohne Stress und Druck.
8. Haben Sie Geduld mit Ihrem Pferd. Strafen Sie nicht, wenn Ihr Pferd etwas falsch macht. Wiederholen Sie die Übung solange, bis sie klappt.
9. Seien Sie stets konsequent in Ihrem Handeln.
10. Fordern Sie Respekt von Ihrem Pferd, bringen Sie aber im Gegenzug auch Ihrem Pferd den nötigen Respekt entgegen.