Gerade komme ich von einem einwöchigen „Urlaub“ in unseren befreundeten polnischen Tierheimen zurück. Bewegte Tage liegen hinter mir, denn obwohl sich auch in Polen sehr, sehr viel in Sachen artgerechter Tierhaltung in den Tierheimen tut, kann man die dortigen Tierheime mit unseren hier nicht vergleichen. Fast 1000 Hunde und über 100 Katzen habe ich dort gesehen, viele von ihnen kannte ich schon, einige sogar schon seit Jahren. Dass ein Hund oder eine Katze sein Leben dort zum Teil über viele Jahre, häufig bis zum Lebensende verbringt, ist in Polen Normalität, denn es gibt dort einfach zu viele, viel mehr Tiere als bei uns in Deutschland im Tierheim.
Immer wieder denke ich an unsere Langzeitbewohner in unseren Tierheimen, die hier bei uns wohl umsorgt, gepflegt, gehegt und wirklich geliebt werden. Sie bekommen bestes Futter, zum Teil Spezialfutter, Medikamente, regelmäßige tierärztliche Versorgung, haben große, beheizte Zimmer, Freiläufe mit Wald- und Sandboden, liebe Gassigeher und Ehrenamtliche, die regelmäßig mit ihnen spazieren gehen, sie knuddeln und mit ihnen schmusen, liebe Pfleger die sich kümmern und immer zur Stelle sind, wenn unseren Lieblingen etwas fehlt…
Die Langzeitbewohner in den polnischen Tierheimen haben fast immer nichts mehr im Leben, nicht einmal einen weichen Liegeplatz, ein bisschen Auslauf oder wenigstens ab und zu mal Streicheleinheiten. Sie sind weggesperrt in Zwingern mit Betonboden, keinen Grashalm bekommen sie mehr unter den Pfoten zu spüren. Außer es kommt ein tierlieber Ehrenamtlicher (auch diese gibt es zum Glück in Polen immer mehr) und holt den Hund aus seinem Zwinger für einen kurzen Spaziergang. Doch dies passiert so selten, häufig gar nicht. Im Winter frieren sie zum Teil schrecklich in ihren kahlen, kalten Hütten, die Knochen tun ihnen weh, Schmerzmittel dagegen gibt es nicht. Sehr oft gibt es Beissereien, denn zu viele Hunde werden auf zu engen Raum zusammen gehalten. Die jungen Starken setzen sich durch, die Alten leiden und häufig sind sie die Opfer tödlicher Beißattacken. Wie oft haben wir schon solche armen Seelen mit zu uns genommen, denn es zerreißt uns jedes mal das Herz. Aber, man kann nicht alle retten…
Auch wir haben nur begrenzte Kapazität und können solche armen Hundenasen nur zu uns holen, wenn wir zum einen den Platz und zum anderen SIE als liebe Spender und Ehrenamtliche haben, die uns helfen, dass wir die Notfellchen hier bei uns rundum wohl umsorgen können.
Erstaunlicherweise finden wir immer häufiger für ehemalige Langzeitinsassen polnischer Tierheime nach kurzem Aufenthalt in unseren Tierheimen doch noch ein liebevolles Zuhause.
Es grüßt Sie recht herzlich.
Ihre Annett Stange