Angst an Silvester bei Hund und Katze – Das können Sie tun
Ein ruhiges Silvester mit Hund und Katze bleibt für fast alle Tierbesitzer ein unerfüllter Wunsch. Bedrohliche Knallgeräusche, Lichtreflexe und Brandgeruch können unsere geliebten Vierbeiner verunsichern. Der allerwichtigste Tipp, um Ihrem Haustier die Angst zu lindern bzw. sie zu umgehen: Bleiben Sie selbst ruhig! Jegliche Routine, die Sie haben, sollten Sie wie gewohnt auch am letzten Tag im Jahr fortführen.
Als starker Partner dem Hund Halt geben
Zeigen Sie Stärke, um für Ihren Hund die Vertrauensperson zu sein, bei der er Schutz findet. Wenn Ihr Hund Angst zeigt, sollten Sie ihm keine übertriebene Aufmerksamkeit zukommen lassen, um die Situation nicht noch aufzuwerten. Ihn gar nicht streicheln zu dürfen, um die Angst nicht zu verstärken, gilt inzwischen als überholter Ratschlag. Finden Sie einen gesunden Mittelweg und strahlen Sie selbst Gelassenheit aus, denn am Verhalten der Bezugsperson orientieren sich Hunde sehr stark. Wenn der Hund Ihre Nähe sucht, hilft es ihm vielleicht, Ihre Hand auf dem Rücken als Körperkontakt zu spüren. Wenn es Ihr Hund gewöhnt ist, sanft massiert zu werden, kann das dabei ausgeschüttete Bindungshormon Oxytocin ihn auch jetzt beruhigen. Probieren Sie jedoch keine neuen Tricks zur Beruhigung aus, denn das würde die Situation wieder besonders machen – „Hier muss etwas nicht stimmen, wenn ich plötzlich massiert werde.“ Das Optimum ist es, vor allem um Mitternacht, wenn es richtig laut wird, einfach ganz ruhig sitzen zu bleiben und gar nicht weiter auf die Reaktionen des Tieres einzugehen. Hunde, die gern Ihre Nähe suchen, wenn sie sich fürchten, sollten dieses unbedingt dürfen.
Sich gegen Böller abschirmen und Katzenhöhlen schaffen
Dass die Fenster und Türen an Silvester geschlossen bleiben sollten, steht außer Frage. Nicht nur wegen der Geräusche, auch damit die Haustiere nicht nach draußen gelangen können. Schließen Sie rechtzeitig die Jalousien oder Gardinen. Wenn Sie und Ihr Haustier sich dort wohl fühlen, können Sie auch den Silvesterabend gemeinsam im Keller verbringen. Vor allem für Katzen ist es besonders wichtig, Rückzugsorte zu haben. Kuschelhöhlen geben ihnen Sicherheit. Vielleicht hat Ihre Katze einen Lieblingsplatz, über den Sie zusätzlich eine Decke als Lärmschutz werfen können. Es kann ratsam sein, bereits einige Tage vorher zu beginnen, zusätzliche Höhlen wie Kartons oder Kisten mit Decken darüber an einigen Orten in der Wohnung aufzustellen, um interessante und gemütliche Rückzugsorte zu schaffen. Diese können sogar sehr positiv belegt werden, wenn es dort bereits einige Tage vorher schon 1-2 Mal täglich besondere Leckereien zu finden gibt oder sogar das Futter in diesen Höhlen steht.
Rückzugsorte für ängstliche Hunde schaffen
Aber auch Hunde verkriechen sich gerne mal bei Angst. Falls sich Ihr Hund an Silvester irgendwo versteckt, wo er eigentlich nicht sein darf, z.B. im Bett, machen Sie gegebenenfalls mal eine Ausnahme. Manche Hunde mögen es, eine dunkel zugehängte Box aufzusuchen, bieten Sie einem ängstlichen Hund also evtl. die Möglichkeit. Stellen Sie diese Box in Ihre Nähe, falls der Hund gern bei Ihnen ist, wenn er sich fürchtet. Für Hunde, die sowieso gern Keller oder Bad aufsuchen, kann es helfen, dort eine Box aufzustellen, die mit einer Decke abgehängt ist. Sperren Sie den Hund aber darin nicht ein, sondern lassen Sie die Tür geöffnet, damit Ihr Vierbeiner selbst entscheiden kann, ob er dort Schutz suchen möchte.
Dürfen Hunde und Katzen an Silvester draußen sein?
Freigängerkatzen sollten möglichst bereits ab dem Verkauf von Feuerwerk das Haus nicht mehr verlassen dürfen. Gerade im Freilauf erschrecken sich die Tiere vor dem plötzlichen Knallen oftmals sehr massiv und handeln unlogisch. Sie rennen weiter weg als sonst, überqueren unbekannte Straßen und das Risiko, überfahren zu werden, ist groß. Wenn Sie mit Ihrem Hund an Silvester nach draußen gehen, nehmen Sie ihn unbedingt an die Leine! Ein plötzlicher Knall kann ein Angstauslöser sein, der zu unvorhersehbarem Verhalten führen kann, z.B. dass der Hund einfach davonrennt. Auch wenn Ihr Hund bisher noch nie bei Böllern Angst gezeigt hat. Grundsätzlich ist es eine gute Idee, den Hund tagsüber an der frischen Luft auszulasten, damit er abends zu müde ist, um sich mit seiner Angst auseinander zu setzen. Ein Ausflug in die ruhige Natur eignet sich dafür besonders gut. Fahren Sie evtl. mit dem Auto in ein Waldgebiet, um dort nachmittags noch eine große Runde spazieren zu gehen.
Generell gilt: Leinen Sie Ihren Hund lieber schon 1-2 Tage früher an und lassen ihn nicht mehr frei laufen. Das Risiko, ihn durch einen in Panik verursachten Unfall zu verlieren, ist höher – auf 1-2 Tage Freilauf kann er problemlos verzichten!
Kauspielzeug, Musik und sonstige Ablenkung
Ablenkung ist grundsätzlich ein guter Weg, etwas Aufmerksamkeit von der Böllerei zu nehmen. Mit gewohnter Musik – sanfte Klassik soll wohl sehr beruhigend wirken – oder Fernseh- bzw. Radiogeräuschen schaffen Sie eine vertraute Atmosphäre und Geräuschkulisse. Auch Kauartikel mit Leckerlis sind eine willkommene Beschäftigung für Ihren Hund. Katzen können Sie z.B. mit interessantem Spielzeug auslasten. Eine gute Gelegenheit, gemeinsam zu spielen!
Woran erkenne ich Angst und wann ist es wirkliche Panik?
Katzen sind oftmals deutlich stiller in ihrer Angst als Hunde, sie ziehen sich zurück und kauern mit weit geöffneten Pupillen in Ecken oder unter Möbeln. Teilweise zittern sie, putzen sich vermehrt und können sogar fauchen oder kratzen, wenn man sich ihnen nähert.
Hunde neigen in erster Linie zum “Stress-Hecheln”, wobei ihr Maul oft mit einem spitzeren Winkel geöffnet ist und alle Gesichtsmuskeln sehr angespannt sind. Ein Laie könnte fast denken, der Hund “lächelt”. Zusätzlich zittern die Hunde und suchen je nach ihrem Grundnaturell entweder Schutz in Ecken (oft im Bad!) oder bei ihrem Menschen. Bei massiven panischen Reaktionen speicheln die Hunde beim Hecheln sehr stark, manche bekommen sogar Durchfall und Erbrechen. Einige Hunde sind bereits den gesamten Silvestertag so panisch, dass sie auf dem Spaziergang bereits nicht mehr die Ruhe finden, Kot und Urin abzusetzen. Wenn Sie dies von Ihrem Hund bereits wissen, würde ich dringend zum Versuch einer Medikation (siehe weiter unten) raten.
Welche “Hausmittel” sollten unbedingt vermieden werden?
Grundsätzlich gilt: Flößen Sie Ihren Tieren keinen Alkohol ein! Der Tipp, Eierlikör zu geben, kursiert hartnäckig und evtl. mag es tatsächlich bei dem ein oder anderen Hund geholfen haben. Doch Hunde und Katzen verstoffwechseln Alkohol komplett anders als Menschen, was je nach Größe des Tieres und Menge des Alkohols lebensgefährlich werden kann. Ebenso sind Medikamente mit dem Wirkstoff “Acepromazin” dringend zu vermeiden. Mit diesem Medikament wird Ihr Hund lediglich schlapp und bewegungsunfähig, aber es wirkt in keinem Fall angstlindernd. Ihr geliebter Vierbeiner spürt seine Panik dann voll, kann aber nicht einmal mehr Schutz bei Ihnen suchen.
Welche Medikamente und Mittel könnten denn gegen Angst helfen?
Ein guter Versuch können Stecker mit Pheromonen sein, diese sollten allerdings bereits ca. 1-2 Wochen vor dem Jahreswechsel genutzt werden.
Ein weiteres, für Hunde teilweise sehr gut wirksames Mittel, welches keine extreme “Chemiekeule” ist, ist “Zylkene”. Dieses bekommen Sie bei Ihrem Tierarzt, es sollte bei Hunden bereits 5-6 Tage vorher gegeben werden, dabei wird mit der “normalen” Dosierung begonnen. 2 Tage vor Silvester steigert man die Dosis auf die doppelte Menge, am Tag des Jahreswechsels evtl. sogar auf die 3-fache Dosis. Auch hier wird es dann wieder ausgeschlichen.
Vielen Tieren hilft außerdem das sogenannte “Thundershirt” oder das “Anxiety Wrap” oder Ähnliches. Diese werden sehr eng um den Hund “gewickelt”, sie wirken über eine Oxytocin-Ausschüttung beruhigend.
Bei sehr panischen Tieren gibt es durchaus die Chance, mit einem angstlösenden Medikament zu helfen, dieses muss aber bereits ca. eine Woche vorher gegeben werden, wobei die Dosis langsam gesteigert werden muss. Dabei gilt es, das Tier streng zu überwachen, ob das Medikament vertragen wird. Außerdem gilt strikter Leinenzwang während der Gabe und das Medikament darf nicht direkt wieder abgesetzt werden, sondern muss ausgeschlichen werden. Fragen Sie Ihren Tierarzt um Rat, eventuell einen auf Verhaltenstherapie spezialisierten Tierarzt.
Was es sonst noch an Silvester für Haustiere zu beachten gilt
Wenn Sie zu Hause Silvester feiern, sollten Sie Ihres Haustieres zuliebe auf ein Tischfeuerwerk verzichten. Auch das Bleigießen birgt Gefahren: Das Wasser ist für Tiere giftig. Schütten Sie es umgehend nach dem Bleigießen weg. Wenn Sie vorhaben auszugehen, denken Sie daran, dass Sie Ihren Hund oder Ihre Katze an Silvester nicht allein zu Hause lassen und eine Bezugsperson beim Tier bleibt. Wenn Ihre Kinder und Sie nicht auf Feuerwerk verzichten möchten, sollte eine Person beim Hund in der Wohnung bleiben und der Rest der Familie weiter entfernt vom eigenen Haus die Raketen und Böller zünden.
Frohes neues Jahr für Sie und Ihr Haustier wünscht das Team der Tierschutzliga!
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