Hufpflege beim Pferd

Aktive Hufpflege für mein Pferd?

Wie wichtig und sinnvoll Hufpflege beim Pferd ist, darüber streiten sich die Geister.

Von „die Natur regelt das schon“ bis hin zu „viel hilft viel“ existiert auf dem Pferdemarkt eine riesige Bandbreite an Meinungen.

Dabei ist es wichtig, zu verstehen, wie und woraus ein Huf aufgebaut ist und wie diese „Bausteine“ funktionieren.

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Der Huf als Schutzkapsel und Stoßdämpfer

Generell besteht der Huf, der eine Art Kapsel um die „Zehenknochen“ des Pferdes bildet, aus verschiedenen Hornarten. Je nach Zusammensetzung ist das Horn an einigen Stellen des Hufes weicher und kann besser Wasser aufnehmen, an anderen Stellen ist es sehr hart und glänzend. Die Sohne und die äußere Hornwand z.B. bestehen aus Harthorn, während z.B. der Strahl, das Ballenhorn, die Glasurschicht und die weiße Linie aus Weichhorn bestehen. Die Glasurschicht im Huf hat eine sehr wichtige Rolle: Sie reguliert die Wasseraufnahme des Hufs.

Gesunde Pferdehufe – optimaler Wassergehalt

Der Pferdehuf passt sich seiner Umwelt an, was allerdings nicht so praktisch ist, wie es klingt. Ist es zum Beispiel im Sommer sehr trocken, so verliert der eigentlich für Elastizität sorgende Strahl- und Ballenbereich wichtige Feuchtigkeit. Er wird hart und verliert seine Elastizität, was zu vermehrter Belastung der Beine des Pferdes inkl. der empfindlichen Band- und Sehnenbereiche führen kann.

Forschungen von Melinda Duer zeigten, dass bei einem Wassergehalt von ca. 25% die optimale Belastbarkeit im Keratin (dem Baustein von Horn) gegeben ist, die Kraftverteilungen können dann ideal „abgepuffert“ werden. 25% ist nicht viel und der Huf sieht recht trocken aus, aber dennoch ist bei trockenen und heißen Sommern dieser Wert dann schnell auch unterschritten.

Ist Wässern die richtige Hufpflege beim Pferd?

Viele Pferdebesitzer wässern nun massiv die Hufe und lassen ihre Pferde dann wieder auf der Weide oder im Stall laufen. Dabei verschlimmert sich aber das Problem insofern, dass der schnelle Wechsel zwischen Wasseraufnahme und -abgabe die Hufe mehr austrocknet und brüchig macht. Gerade Hornspalten und brüchiges Horn sind oftmals auf zu hohe Feuchtigkeit oder zu exzessives Wässern zurückzuführen. Ein Wässern „verschlimmbessert“ hier also eher.

Ideal für die Hufpflege in extrem trockenen Sommern wäre, dass die Pferde sehr früh morgens das taunasse Gras nutzen könnten, um darin zu laufen. Alternativ gibt es für die sehr trockene und heiße Zeit sogenannte „Water Boots“, die angebracht werden, um schonend zu wässern.

Huffett, Huföl und Hufbalsam behutsam einsetzen

Wer Huffett anwenden möchte, sollte dies vor allem im Sommer nach einem kurzen Wässern der Hufe mit dem Schlauch oder einem Bottich tun, um die Hornschicht dann zu „verschließen“, so dass das eingebrachte Wasser nicht so schnell entweichen kann. So angewendet kann Huffett sinnvoll sein! Generell gilt es aber, mit den Pflegeprodukten wie Huffett, Huföl und Hufbalsam eher dezenter umzugehen.

Zubehör zu Hufpflege: Was brauche ich wirklich?

Nun, auf jeden Fall einen Hufkratzer und eine Bürste, wobei diese auch bitte häufig zu benutzen sind. Die Kontrolle der Hufe und vor allem der weißen Linie sind unverzichtbar. In die weichen Anteile des Hufes setzen sich gern kleine Steinchen oder andere Dinge, die zu großen Problemen führen können.

Je nach Lebensbedingungen und Trockenheit der Umgebung kann ein kurzes Wässern und anschließendes Fetten, oder aber der Einsatz von „Water Boots“ sehr ratsam sein, vor allem in heißen Sommern.

Was kann man noch für einen gesunden Pferdehuf tun?

Leider leben etliche Pferde in nicht optimalen Haltungsbedingungen, falsche Fütterung und Bewegungsmangel machen es dem Huf nicht leichter. Und egal, wie viel Pflege betrieben wird – wenn die „Grundversorgung“ nicht optimiert ist, kann und wird der Huf sich nicht erholen können.

Dies gilt ebenso für Spezialfälle wie Hufrehe: Hier herrscht ein großes Stoffwechsel-Dilemma im Körper des Pferdes. Natürlich muss dem Pferd mit spezieller Hufpflege und einer Beschuhung geholfen werden, aber: Es gilt unbedingt, die Ursachen zu beseitigen, um zukünftige Schübe zu vermeiden.

Barhufpflege – kann ich das selber machen?

Natürlich ist es für jeden Pferdehalter ratsam, mehr über Hufe und ihre Pflege zu lernen. So können Abweichungen und Erkrankungen, Fehlstellungen und andere Probleme früher erkannt werden und zwischen den Terminen beim Schmied oder Barhufpfleger evtl. kleine Pflegemaßnahmen selbst ergriffen werden.

Oftmals werden Kurse angeboten, die ein toller Einstieg sind, um mehr zu lernen. Generell ist es aber dennoch wichtig und ratsam, einen professionellen Hufpfleger oder Schmied zu Rate zu ziehen, auch, wenn es um die Frage geht, ob das Pferd barhuf gehen kann und sollte. Pferdehufe sind unterschiedlich und der Anspruch, den Pferdeliebhaber daran stellen, ebenso. Je nach Lebensbedingungen und Bewegung muss gut beobachtet werden, ob der Huf sich zu sehr abnutzt und einen Schutz braucht. Auch dabei gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, von Hufschuhen über Kunststoffeisen bis hin zu „echten“ Eisen.

Welche Voraussetzungen sollte die Pferdehaltung erfüllen?

Moderat trockene Bedingungen sind gut und wichtig für Hufe, denn eine dauerhafte Feuchtigkeit im Huf macht das Horn zu weich, zu empfindlich gegen Bakterien und Pilze und das Risiko von Infektionen steigt. Vor allem Stallhaltung oder feuchte Paddocks steigern die Wahrscheinlichkeit von Strahlfäule, die ohne fachgerechte Beseitigung in schlimmen Fällen sogar zu Hufkrebs führen kann.

Neben einer regelmäßigen (alle 6-8 Wochen!!!) PROFESSIONELLEN Hufpflege sind genügend Bewegung, kein zu hohes Gewicht und gute Haltungsbedingungen sowie korrekte Fütterung die effektivste Hufpflege für unsere vierbeinigen Freunde!

Quelle:  Melinda Duer, A solid-state NMR study of the structure and molecular mobility of α-keratin

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12.11.2019|