Was ist Hufrehe und wie ist sie vermeidbar?
Die Hufrehe ist eine hochgradig schmerzhafte Hufkrankheit des Pferdes, die auf einer entzündlichen Reaktion in der Huflederhaut basiert.
Sie ist vor allem bei Ponys stark verbreitet und für jeden liebenden Pferdehalter ein wahrer Albtraum, wenn das eigene Pferd betroffen ist.
Symptome – Wie erkenne ich Hufrehe?
Die Hufrehe kann sich vor allem im Anfangsstadium als recht tückisch zu erkennen geben und nicht ganz eindeutige Symptome am Pferdehuf zeigen. Wenn eine Entzündungskaskade durch verschiedene Ursachen die Entzündung der Huflederhaut verursacht, zeigen die Pferde meist binnen 24-72 Stunden schwerere Symptome. Diese können unterschiedliche Schweregrade je nach Schmerzhaftigkeit aufweisen.
Beginnend zeigen sich zunächst meist erst leichtere Symptome, wie zum Beispiel die einer „schleichenden Hufrehe“ (nur so genannt, da die Schmerzschübe nicht so offensichtlich sind und damit oft übersehen werden) , dies können z.B. nur leicht erwärmte Hufe sein. Auch zeigen sich die Pferde/Ponys etwas „zickig“ beim Hufe geben oder teilweise auch beim Reiten. Teilweise „trippeln“ die Pferde, können „nicht stillstehen“, weil sie immer wieder die einzelnen Hufe anheben, abstellen, anheben usw. Deutlich lahm gehen die Pferde in milderen Schmerzschüben nicht, sondern eher etwas steif und „fühlig“, klamm (vor allem beim Laufen auf hartem Boden).
Erst in sehr schweren Schmerzschüben (meist nach ca. 24-72 Stunden) nehmen die Pferde die typische „Rehehaltung“ ein. Dabei schieben sie die Vorderbeine nach vorn und verlagern das Gewicht auf die Hinterhand und sehen dabei fast aus, als wollten sie sich selbst nach hinten „wegklappen“. (Foto– habt ihr da eins?!)
Die betroffenen Hufe sind meist warm, eine sogenannte „Hufzangenprobe“ ist deutlich positiv. Auch kann an der Arterie im Fesselbereich eine Pulsation gespürt werden. Bei sehr starken Absenkungen des Hufbeins kann manchmal am Kronsaum eine Einziehung gefühlt werden.
Die Diagnose sollte vom Tierarzt erfolgen und sichergestellt werden. Ein Röntgen sollte erfolgen, um den Schweregrad der Absenkung/Rotation des Hufbeines zu bestimmen. In schweren und unbehandelten oder falsch behandelten Fällen kann es zu einem Durchbruch des Hufbeines durch die Hufsohle und zum kompletten Ausschuhen kommen.
Was sind die Ursachen der Hufrehe?
Die Huflederhaut ist ein spezielles Gewebe, dass eine Art „Aufhängung“ für das Hufbein im Huf bildet, und dieses Gewebe ist bei einem sogenannten „Reheschub“ entzündet. Bei einer Entzündung kommt es zu einer Durchblutungsstörung in den sehr feinen Gefäßen in diesem Bereich, es kommt zu Schwellungen und sogar zu Flüssigkeitsaustritt. Dieser ist bei schweren Fällen auch die Ursache des Ausschuhens, da die feinen Lamellen, die ansonsten wie ein Reißverschluss ineinandergreifen, sich voneinander lösen.
Durch die nun stark angegriffene Haltefunktion kann sich das Hufbein absenken, oder der Huf rotiert um das Hufbein. Beim Röntgen lassen sich hier die Winkel der Rotation/Senkung messen, bei schweren Fällen sind starke Veränderungen des Hufbeins erkennbar (Verformung, bis hin zur Auflösung!).
Foto von Tierärztin Karin Schmid – zeigt deutlich eingezeichnet das rotierte Hufbein vor (links) und nach (rechts) der Behandlung
Generell ist also eine Durchblutungsstörung „schuld“ an dem schmerzhaften und gefährlichen Prozess.
Die Ursachen für diese Durchblutungsstörung wiederum können verschiedene Ursachen haben. Eine Belastung durch zu langes Gehen auf sehr hartem Boden oder aber eine Lahmheit auf einem Bein (und damit ein vermehrtes Belasten der anderen Gliedmaßen) kann eine Hufrehe auslösen.
Es gibt noch einige weitere Ursachen für Rehe, die hier der Übersichtlichkeit halber nicht detaillierter erklärt werden. (Metabolisches Syndrom, Cushing, Nachgeburtsverhaltung, Borreliose, große Mengen sehr kaltes Wasser trinken etc.)
Hufrehe vorbeugen – Fütterungsfehler vermeiden
Deutlich häufiger jedoch kommt es durch Fütterungsfehler zu schweren Reheproblemen. Dabei sind vor allem zu wenig Rauhfutter und die Fütterung von sehr schnell verfügbaren Kohlenhydraten (z.B. Getreide) ein Problem. Es kommt in der Folge zu einer massiven Vermehrung von „unpassenden“ Bakterien, welches wiederum durch deren Stoffwechselprodukt Milchsäure zu einem Massensterben der „guten“ Bakterien führt. Mit dem Massensterben eben dieser kommt es zu einer Freisetzung von Endotoxinen – und diese führen zu Durchblutungsstörungen in den feinen Gefäßen.
Die Erklärung, dass vor allem das frische Gras im Frühjahr so gefährlich ist, liegt nicht, wie früher vermutet am Eiweißgehalt, sondern am Energiespeicherstoff „Fruktane“. Dieser ist leider ein schnell vergärbares Kohlenhydrat und findet sich vor allem im Frühjahr in hoher Konzentration im Gras. Aber auch in sehr trockenen Sommern und bei starker Sonneneinstrahlung stellen Pflanzen ihr Wachstum ein und speichern ihre Energie in Form von Fruktane. Somit gibt es etliche Faktoren, die einen hohen Fruktangehalt im Gras zur Folge haben können.
Vorbeugend helfen Fressbremsen und nur gezielter, sehr kontrollierter Weidegang. Bei empfindlichen Pferden kann ein später Heuschnitt bei Heufütterung helfen – im Zweifelsfall hilft es, das Heu 30 Minuten mit warmem Wasser einzuweichen, bevor es gefüttert wird. (Fruktane auswaschen). Lange Boxenruhe sollte vermieden werden, ebenso ist eine Haferfütterung evtl. geeigneter als Gerste oder Mais. Übergewicht sollte unbedingt vermieden werden!
Bild: Tierärztin Karin Schmid: die starken divergierenden Linien zeigen, dass das Pony bereits sehr lange an Hufrehe leidet.
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