Es ist viel passiert im Jahr 2020
Großeinsätze für die Tierrettung prägten das Jahr 2020
Leider war dieses Jahr wieder einmal und von Anfang an geprägt von Einsätzen gemeinsam mit den Behörden gegen Tiermessis und Tierquäler. Gleich zweimal ausrücken mussten wir zu einem bereits seit Jahren bekannten Tierquäler. Aus dessen Wohnung holten wir im Januar vier große Hunde (darunter drei Rottweiler), 41 Ziervögel, vier Kaninchen und zwei Meerschweinchen. Für eine Rottweiler-Hündin konnten wir leider nichts mehr tun, sie musste eingeschläfert werden. Die Hündin Lissy und der Rüde Blacky leiden bis heute unter den Folgen der monatelangen Misshandlungen durch den Besitzer (massive Gewalt und das Eingesperrtsein). Beide Hunde sind dadurch schwer vermittelbar, da sie sehr geduldige Menschen brauchen. Bereits im Mai folgte der zweite Einsatz. Nachbarn hatten von seinen neu angeschafften Tieren berichtet. Diesmal haben wir 20 Ziervögel und zwei Kaninchen befreit. Aus einem Messi-Einfamilienhaus mussten wir im Februar 53 Katzen evakuieren. Die Katzen waren zum Teil in einem schrecklichen Gesundheitszustand: Vereiterte Augen, die Kitten zum Teil völlig ausgehungert und blind aufgrund eines unbehandelten Katzenschnupfens. Eine Kätzin gebar bei uns noch Junge, von denen nur eins, die kleine Bubili, lebend zu Welt kam. Einige der Katzen litten an schlimmen Ohren- und Schnupfenproblemen, verursacht durch Polypen im Innenohr oder Rachen. Katzenkind Bee wäre daran erstickt, wenn sie nicht in der Tierklinik von ihrem 2cm großen Nasen- Polypen befreit worden wäre. Heute ist Bee eine gesunde Katze und glücklich vermittelt. Kätzin Schwester S hatte leider nicht so viel Glück. Beide Ohren waren voller Polypen und vereitert. Sie
hielt bei ihrer Ankunft auch den Kopf schief, da das Gleichgewichtsorgan betroffen war. In der Tierklinik wurde die junge Kätzin operiert, doch leider gab es Komplikationen und Schwester S war nach dem Erwachen aus der Narkose blind und lange Zeit orientierungslos. Doch sie eroberte sich ihr Leben zurück und lebt nun bei einer fantastischen Familie in der Schweiz zusammen mit fünf weiteren behinderten Katzen. Im Mai forderte uns das Veterinäramt an. Auf einem Grundstück fingen wir fünf Hunde, zum Teil in desolatem gesundheitlichem und seelischem Zustand, 20 Großkaninchen, 14 Gänse, neun Hühner und sechs schwer kranke Katzen ein. Der Halter hat seit Jahren ein Tierhalteverbot, sammelt jedoch immer wieder von Neuem Tiere an. Besonders die Unterbringung der 20 Großkaninchen, die fast alle bei dem Mann in winzig kleinen Einzelbuchten gehalten wurden, bereitete uns kurz Kopfzerbrechen. Doch unser Hausmeister schaffte es, innerhalb weniger Stunden großräumige Gehege in den Zimmern des seit 2019 bestehenden Quarantänetrakts zu errichten. Dort konnten wir alle Kaninchen ordnungsgemäß unterbringen, bis sie gesund und kastriert waren, um vergesellschaftet zu werden.
Eine wahre Mammutaktion
Im Juni kam es dann zur größten Beschlagnahmung, die wir je erlebt haben. Bereits im Januar hatte uns ein Veterinäramt aus dem Nachbarlandkreis darum gebeten, bei der Räumung einer riesigen Hundehaltung zu helfen. Doch zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch mit den über 60 verhaltensgestörten Hunden aus der Beschlagnahmung im November 2019 alle Hände voll zu tun – und vor allem ein volles Tierheim. Doch bis Mai konnten wir den größten Teil unserer Hunde vermitteln, so dass nur noch 55 bei uns lebten. Folglich hatten wir Kapazitäten frei, um am 9. Juni von einem Grundstück 82 Hunde zu retten, darunter 41 Welpen. An dieser Mammutaktion waren alle unsere Hundepfleger beteiligt, sogar verstärkt von zwei Mitarbeitenden aus dem Tierheim Wollaberg. Allein vier Stunden hat es gedauert, die Hunde auf dem Gelände und in den Gebäuden zu sichern. Die Mischungen aus Labrador, Schäferhund, Border Collie und Schnauzer waren teilweisehochgradig scheu und bissig. Die Wochen nach der Beschlagnahmung waren für die Tierpfleger im Tierheim besonders anstrengend. Die Hunde litten an Parasiten, waren nicht geimpft, viele Hunde mussten kastriert werden, viele waren extrem ängstlich und panisch. Doch gemeinsam mit den anderen Tierheimen der TIERSCHUTZLIGA schafften wir das fast Unmögliche: Bis Ende August 2020 hatten bis auf sechs Hunde alle neue Besitzer gefunden. Leider verstarben zwei Welpen, und ein erwachsener Hund musste aufgrund eines riesigen Tumors im Maul eingeschläfert werden.
Weitere Großeinsätze mit dem Veterinäramt
Doch leider waren diese traurigen Großeinsätze noch nicht genug. Im August rückten wir zusammen mit dem Veterinäramt zu einem völlig verwahrlosten Grundstück aus. Auf dem Anwesen in der Nähe des TIERSCHUTZLIGA-Dorfs befreiten wir 16 Hunde aus schlimmer Haltung, davon acht erst wenige Tage alte Welpen. Und im Oktober räumten wir eine 2-Zimmer-Wohnung in Cottbus mit 20 Katzen, wovon mehr als die Hälfte schwer an Katzenschnupfen erkrankt und zum Teil bis auf die Knochen abgemagert waren.
Drei Autos mit 81 Hunden in Käfigen
Im November wieder ein Notruf vom Veterinäramt: Wir sollten umgehend mit vielen Transportmöglichkeiten nach Cottbus kommen. Polizei und Veterinäramt hatten auf einem Parkplatz drei Autos festgehalten, in denen sage und schreibe 81 Hunde in Käfigen transportiert wurden. Es waren wieder die Eigentümer der sogenannten „Fleckifarm“, die bereits 2019 mehrfach vom deutschen und polnischen Veterinäramt geräumt worden war. 34 dieser Hunde kamen in unsere Obhut – völlig verstörte, hochgradig ängstliche und zum Teil bissige Tiere. Die restlichen wurden auf andere Tierheime in unserer Region aufgeteilt.
Und noch mehr Tierleid gelindert
Außer diesen Einsätzen sind wir noch vielen weiteren Hinweisen von Anwohnern gefolgt. So sind wir zu einem Behindertenwohnheim in Altdöbern gefahren, wo sich Katzen unkontrolliert vermehrt haben. 49 von ihnen fingen wir ein. Befreundete Tierärzte vom Verein T.I.E.R.E e.V. halfen uns, so konnten wir die vielen wilden Katzen an einem einzigen Tag kastrieren. Zeitgleich baute unser Hausmeister für sie eine neue Unterbringung in der Nähe des Wohnheimes. Dort haben wir sie nach der Kastration angesiedelt. Alles lief super: 38 Katzen wurden kastriert, gechipt und wieder „ausgewildert“. Tierliebe Frauen versorgen die Samtpfoten am neuen Standort weiterhin. Die über das Jahr hinweg aufgenommenen Jungkatzen waren zu krank für eine Auswilderung. Wir haben sie im Dorf gesund gepflegt und teilweise bereits vermittelt.
Manche kranke Fellchen monatelang behandelt
Auch viele schwerkranke Fellchen haben wir das Jahr über bis zu ihrer Genesung und Vermittlung begleitet. Manche mussten monatelang behandelt werden, wie unser alter Kater Kai-Uwe. Er war mit hochgradiger Fuchsräude und einem faulenden Schwänzchen zu uns gekommen. Nachdem er sich vollständig erholt hatte, haben wir ihn sechs Monate nach seiner Ankunft bei uns wieder vermittelt. Die Kätzin Hilla Pocahontas Helmchen haben wir eingefangen. Sie hatte eine riesige Hautverletzung am Hals. Monatelang brauchte sie Spezialverbände, denn operieren konnte man die riesige Wunde nicht. Doch die ganze Mühe hat sich gelohnt: Hilla fand zum Ende des Jahres noch ihr neues Frauchen und zog geheilt nach Berlin ins neue Heim. Dann kam noch der kleine Kater Pelle zu uns. Er muss in eine Schlagfalle geraten sein und wurde mit Schrotkugeln beschossen. Dank der Notoperation in der Tierklinik, wobei ihm leider ein Hinterbein abgenommen werden musste, überlebte er. Pelle berührte viele Herzen, denn der kleine Mann war so
tapfer. Er musste nach seiner Genesung nicht lange auf ein neues Zuhause warten.
Notfellchen unter den Hunden
Auch bei den Hunden gab es einige Notfellchen. So erlitt unser alter Rüde Kruba plötzlich eine Magendrehung. Zum Glück erkannten die Tierpfleger den Notfall sofort und Kruba konnte noch rechtzeitig in die Tierklinik gebracht werden. Schon am nächsten Tag war er wieder auf den Pfoten. Nicht ganz so leicht war es für Dogge Goofy, er erlitt eine Milzdrehung. So etwas sieht selbst die Tierklinik selten. Ein paar Tage musste der große, alte Doggen-Rüde daher in der Klinik verbringen. Und danach hatte er riesiges Glück. Eine wundervolle Familie gab ihm eine dauerhafte Pflegestelle. Dort darf Goofy nun seine alten Tage als Familienhund verbringen, geliebt und umsorgt. Auch unser Riese Pinsel hat uns zum Ende des Jahres 2020 noch einmal Sorgen bereitet. Er erlitt einen Kreuzbandriss. Die Operation des fast 70kg-Koloss war natürlich nicht so einfach. Doch Pinsel war tapfer. Brav akzeptierte er die strenge Körbchenruhe – bis sechs Wochen nach der OP. Heute tobt er wieder, als wäre nie etwas gewesen.
Besuch im Partnertierheim Belchatow
Im September besuchte Frau Dr. Stange, die Leiterin des TIERSCHUTZLIGA-Dorfs, wieder unser polnisches Partnertierheim in Belchatow. Seit vielen Jahren pflegen wir ein freundschaftliches Verhältnis mit der dortigen Tierheimleitung.Es ist ein gut geführtes Tierheim in Polen, doch leider immer überfüllt. Viele Notfellchen landen dort und die Tierschützer vor Ort wünschen ihren Schützlingen immer zu gerne ein tolles Zuhause in Deutschland. In Polen werden gerade alte, gehandicapte oder kranke Hunde nicht adoptiert. Vier uralte Hunde durften gleich mitreisen. Nachdem wir sie aufgepäppelt hatten, fanden sie ganz schnell liebevolle Familien bzw. Yumi eine Dauerpflegestelle. Doch die Tierpfleger zeigten Frau Stange auch Nathan, einen Junghund, der als Welpe die schreckliche Staupeinfektion überlebt hatte. Nathans Chancen in Polen standen gleich Null. In einem kleinen Wiesenauslauf lebte er vor sich hin. Dringend hätte er Physiotherapie und vor allem einen Rollwagen gebraucht. Denn er konnte nicht richtig laufen aufgrund seiner deformierten, schwachen Vorderpfoten und seines Staupeticks. Im Team in Deutschland wurde beraten, wie wir Nathan helfen könnten. Und alle Hundepflegerinnen waren sich einig: Er wird keine Chance haben, sofern wir es nicht hinbekommen, ihm mehr Lebensqualität zu verschaffen. In Polen sollte Nathan keinesfalls länger vor sich „hinvegetieren“ müssen. Also holten wir ihn zu uns. Nathan bekommt nun einmal wöchentlich Physiotherapie durch Dana Lenkheit von „Pfötchenfit-Physiotherapie“ in Cottbus. Und mit Hilfe des Geldes von lieben Spendern konnten wir einen speziell für ihn angefertigten „Frontrolli“ bauen lassen. Heute flitzt der kleine Mann fröhlich übers Tierheimgelände. Er ist erwachsen geworden und muskulös. Er hat solch eine Lebensfreude entwickelt! Und auch sein Tick ist viel besser geworden, seitdem er trainiert wird. Wir alle lieben unseren kleinen Schreihals Nathan. Nun fehlt nur noch ein passendes Zuhause für ihn. 2020 war auch das Jahr der Handaufzuchten. Nicht nur, dass viele Katzenkinder von unseren Tierpflegerinnen und zwei lieben Pflegestellen mit der Flasche aufgezogen wurden. Dieses Jahr war auch das Jahr der aus dem Nest gefallenen Vögelchen. Ob es Stockentenküken (gefunden ohne Mama auf der 4-spurigen Hauptstraße in Cottbus), Haubenmeisen, Bachstelzen, Mauersegler oder kleine Stare waren. Sie alle haben wir mühevoll aufgezogen – und als sie alt genug und flügge waren, wieder in Freiheit entlassen.
Baumaßnahmen
In diesem Jahr haben wir unseren Quarantänetrakt mit Innenvolieren für Vögel und variablen Boxen für Kaninchen erweitert. Weiterhin sorgen nun die an vier Räumen montierten übergitterten Außengehege dafür, dass auch Hunde im Quarantänebereich ihren Auslauf bekommen können. Dort können wir auch Hühner, Gänse und ähnliche Tiere unter Quarantänebedingungen unterbringen. Zudem ist nun die Küche in der Katzenkinderstation komplett saniert und eine Gastro-Geschirrspülmaschine installiert. Damit klappt der viele Abwasch hygienisch und schnell. Das erleichtert die Arbeit für die Mitarbeitenden erheblich. Deshalb haben sie jetzt mehr Zeit für die Betreuung der Kitten. Noch nicht abgeschlossen sind die Bauarbeiten für die neue Hauptstromzuleitung. Bisher verläuft von unserem Stromversorgerhaus auf unserem Gelände noch ein Hauptstromkabel von 1956. Für eine sichere Versorgung musste daher über eine Strecke von etwa 250 Metern ein dickes Stromkabel quer durch den Wald neu verlegt werden. Leider brachte der harte Wintereinbruch Ende 2020 die Bauarbeiten zum Erliegen. Wir hoffen, dass bis zum Frühjahr die neue Stromzuleitung endlich in Betrieb gehen kann und uns somit die Sorge vor einem Supergau genommen ist. Den hatten wir in 2013: Plötzlich gingen alte Stromkabel kaputt, und vier Tierhäuser waren im Winter ohne Strom.
Andere Aktivitäten
Aufgrund von Corona konnten dieses Jahr nahezu keine Veranstaltungen stattfinden. Wenigstens im Juni haben wir zusammen mit unseren lieben Ehrenamtlichen im Freien unseren jährlichen Tierheimputz unternommen. Im August begannen vier junge Menschen bei uns ihre Ausbildung „Tierpfleger/in in Tierheim und Tierpension“. Somit hatten wir 2020 insgesamt acht Auszubildende im Team. Ein wichtiger Grundstock für unsere Arbeit, denn die Ausbildung der Tierpfleger und Tierschützer von morgen ist uns ein wichtiges Anliegen. Drei Auszubildene werden Anfang 2021 ihre Ausbildung abschließen, zwei von ihnen bleiben bei uns.
Hunde
Insgesamt wurden 331 Hunde aufgenommen. Insgesamt 112 Hunde wurden zur Weitervermittlung an Tierheime der Tierschutzliga und externe Tierschutzvereine abgegeben. Im Jahr 2020 verbrachte ein Hund im Durchschnitt 55 Tage bei uns im Tierschutzliga-Dorf. Einige Langzeitbewohner und schwer vermittelbare Hunde unseres Hundehauses fanden endlich ihre Familien:
Prinz, Hovawart-Mix (schwieriger Hund; 1,5 Jahre bei uns), Pepe (2 Jahre bei uns), Daniel (alt und schwierig; 4 Jahre bei uns), Erosch (7 Jahre bei uns), Cherry (alt und schwierig; 10 Jahre bei uns). Leider verloren wir 2020 zwei langjährige Tierheimbewohner, die uns allen sehr ans Herz gewachsen waren. So mussten wir Abschied nehmen von unserem Sindbad (8 Jahre im Tierheim; er wurde 12 Jahre alt) und Boxer-Mix Prinz (9 Jahre im Tierheim; gestorben mit 16 Jahren). Sie alle bleiben in unseren Herzen.
Stand zum 31.12.2020: 102 Hunde
Katzen
Insgesamt wurden 729 Katzen aufgenommen, davon 262 Katzenkinder. 785 Katzen haben das TIERSCHUTZLIGA-Dorf verlassen. Durchschnittlich lebt eine Katze 54 Tage bei uns im TIERSCHUTZLIGA-Dorf. Wir konnten 186 freilebende, verwilderte Katzen kastrierten und wieder an ihren angestammten Platz verbringen. Ganz besonders gefreut haben wir uns über die Vermittlung von Langzeitbewohnern.
So fanden die schüchternen Katzen Jockel (5 Jahre bei uns), Anita (11 Jahre hier), Britta (12 Jahre im Tierheim), Filou (6 Jahre Tierheim) sowie Patty und Pinky sogar gemeinsam (nach 4 Jahren bei uns) alle ihre Traumplätze bei ganz besonders geduldigen Familien. Doch leider starben auch einige Langzeitbewohner unserer Katzenhäuser: Suse (13 Jahre bei uns; gestorben im Alter von 18 Jahren), Flöckchen (9,5 Jahre bei uns; gestorben im Alter von 14 Jahren), Rene (11,5 Jahre bei uns; gestorben im Alter von 12 Jahren), Charlett (11,5 Jahre bei uns; gestorben im Alter von 12 Jahren), Smily (5 Jahre bei uns; gestorben im Alter von ca. 12 Jahren). Stand zum 31.12.2020: 221 Katzen
Kleintiere
Insgesamt wurden 198 Kleintiere aufgenommen Durchschnittlich verbringen Kleintiere 92 Tage im TIERSCHUTZLIGA-Dorf.
Stand zum 31.12.2020: 47 Kleintiere
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