Kontrollen retten viele Tiere
Das Jahr 2021 war für das TIERSCHUTZLIGA-Dorf ein Jahr der Besc hlagnahmungen an der polnischen Grenze. Aufgrund der Corona-Pandemie hatte Brandenburg die Grenzkontrollen massiv verstärkt, was dazu führte, dass in regelmäßigen Abständen illegale Transporte von Hundewelpen, aber auch ein Transport von Wildvögeln gestoppt wurden.
So wurden wir im März 2021 vom Veterinäramt an die Grenze gerufen, weil jemand illegalerweise Wildvögel der Arten Gimpel und Stieglitz unter schlimmen Bedingungen nach Deutschland schmuggeln wollte. Die 31 Vögel kamen in unsere Obhut, bis geklärt werden konnte, wie mit den vermutlich aus der Wildbahn illegal gefangenen Wildvögeln verfahren werden soll. Die Vögel waren zum Teil in einem desolaten Zustand und zwei verstarben auch aufgrund der stressigen Transportbedingungen. Doch für die restlichen bekamen wir nach kurzer Zeit eine freudige Nachricht.
Sie wurden aufgepäppelt, schließlich von Fachleuten der Vogelwarte beringt und durften dann in Freiheit entlassen werden – wo sie hingehören. Das war für uns der schönste Moment, die Vögelchen fliegen zu sehen. Und am allerschönsten ist, dass einige Stieglitz-Pärchen sich nun bei uns auf dem Tierheimgelände angesiedelt haben, gut zu erkennen an ihren Ringen.
Wochenlange Quarantäne
Sorgen bereitete uns bei den ganzen Grenzbeschlagnahmungen der typischen Rassehunde, wie Pomerian Spitz, Französische Bulldogge und Yorkshire Terrier, vor allem eine Beschlagnahmung von 5 schneeweißen Samojeden- Welpen. Die Welpen stammten aus der Ukraine, waren gerade etwa 8 Wochen alt. Leider gehört die Ukraine zu den Tollwut- Hochrisikogebieten und ist ein sogenanntes Drittland. Dies bedeutete für die 5 Samojeden-Welpen, die ohne Impfung und ohne Chip importiert werden sollten, viele Monate in Tollwutquarantäne, da sie erst mit 12 Wochen gegen Tollwut geimpft werden konnten. 30 Tage nach der Impfung wurde Blut entnommen und ein Impftiter bestimmt. Und dann mussten die 5 Welpen noch einmal 3 Monate warten, weil es der Gesetzgeber so möchte. Schrecklich für die jungen Hunde. Anfang November 2021 wurden sie dann endlich zur Vermittlung freigegeben. Da waren sie dann bereits 7 Monate alt und hatten ihre wichtigste Prägephase im Tierheim verbracht. Leider wartet immer noch ein inzwischen Junghund bisher vergeblich auf die richtige Familie.
Neben diesen Beschlagnahmungen an der Grenze wurden wir 2021 auch mehrfach vom Veterinäramt zu schlimmen Tierhaltungen gerufen. So gleich im Januar 2021 nach Kolkwitz. Ein Mann war in seinem Haus zusammengebrochen und ins Krankenhaus gekommen. Im Haus und auf dem Grundstück lebten viele Katzen. Doch am schlimmsten war, dass wir in dem eiskalten, völlig vermüllten Haus ein winzig kleines Kitten völlig unterkühlt und fast verhungert vorfanden. Der kleine Archibald, wie wir ihn nannten, war vielleicht 8 Wochen alt und wog nur 300 Gramm. Tagelang bangten wir um das Leben des kleinen Kerls. Doch Archibald war ein Kämpfer, erholte sich vollständig und fand eine Familie.
Messiwohnung voller Tiere
Im Februar holten wir sechs Katzen teilweise in schrecklichem Zustand aus einer Messiwohnung in der Nähe von Senftenberg. Im November 2021 insgesamt 28 völlig verstörte, ängstliche Katzen aus einer vermüllten Wohnung in Cottbus.
Unsere schlimmste Beschlagnahmung mit dem Veterinäramt fand jedoch im Sommer 2021 statt. Der Halter war uns kein Unbekannter, denn vor vielen Jahren hatten wir ihm 2 Hunde zusammen mit den Behörden in schrecklichem Zustand abgenommen. Er hatte bereits seit vielen Jahren ein Tierhalte- und Betreuungsverbot, doch er hielt sich nicht daran. Im Verborgenen, in zwei verschlossenen Lagerhallen, sammelte er Tiere in unvorstellbaren Mengen an. Nur durch Zufall wurden die Behörden auf ihn aufmerksam, weil jemand ihn anzeigte. Der Halter wohnte nämlich nicht mal in diesen Lagerhallen.
Das Veterinäramt teilte uns mit, dass Hunde, Katzen und ca. 50 Hühner sowie ein paar Kaninchen zu beschlagnahmen sind. Was wir vor Ort vorfanden, übertraf jedoch unser aller Erwartungen. In den beiden Lagerhallen waren Hunderte Hühner, Gänse, Enten, Tauben, 3 Hunde und 6 Welpen, Kaninchen und 3 Schweine eingesperrt. Viele der Tiere in schrecklichem Zustand, manche dem Tod näher als dem Leben. Am allerschlimmsten war jedoch ein völlig verhungerter, blinder Waschbär, der in einem winzigen Gitterkäfig auf Kadavern von anderen Waschbären vegetierte. Der Tierquäler hatte tatsächlich den Bären eingefangen, um ihn verhungern zu lassen; so wie bereits andere Waschbären, die noch im Käfig lagen. Solches Grauen haben wir noch nie gesehen und war für uns alle kaum zu ertragen.
Einige Stunden dauerte die Beschlagnahmung, bis wir alle 283 Tiere zu uns ins Tierheim gebracht und versorgt hatten. Die 3 Schweine kamen nicht zu uns ins Tierheim, sondern auf einen Bauernhof. Leider war der Waschbär nicht zu retten. Unsere Tierärztin musste ihn aufgrund seiner Qualen einschläfern. Doch für 268 Hühner, Enten, Gänse, Puten und Tauben, sowie 9 Hunde und 5 Kaninchen sollte das Leben jetzt beginnen. Da unser TIERSCHUTZLIGA-Dorf für so eine riesige Anzahl an Geflügel nicht ausgelegt ist, lief sofort die Hilfswelle unserer angeschlossenen TIERSCHUTZLIGA Tierheime an. So konnte bereits in den nächsten Tagen ein Großteil des Geflügels umziehen. Leider ist es allerdings schwierig, für die vielen Zuchttauben adäquate Stellen zu finden. 43 Tauben brauchen nun eine eventuell dauerhafte artgerechte Unterbringung bei uns im TIERSCHUTZLIGA-Dorf. Der Bau einer großen Taubenvoliere ist daher in Planung.
Auslandstierschutz
2021 halfen wir auch wieder sehr viel in unseren polnischen und ungarischen Partnertierheimen. Ende 2020 hörten wir von einem polnischen Tierheim, welches dringend Hilfe benötigte. Die Tierheimleiterin, selbst Tierärztin, hatte den Vertrag mit einer Gemeinde verloren und 14 Hunde dieser Gemeinde, die zu dem Zeitpunkt teilweise schon einige Jahre in dem Tierheim untergebracht waren, sollten in ein schlechtes Tierheim irgendwo an der Grenze zu Russland gehen. Das wäre für die Hunde das Todesurteil gewesen. Wir entschieden daher, zu helfen und holten die Hunde zu uns ins TIERSCHUTZLIGA-Dorf. Aus dieser Aktion entstand eine neue Kooperation, die wir auch 2022 weiter führen werden.
Ziel unserer Zusammenarbeit mit den polnischen Tierheimen ist es, den dortigen Langzeitinsassen zu helfen, also Hunden, die schon viele Jahre, teilweise ihr ganzes Leben im Tierheim verbringen. Das sind häufig ganz liebe, unproblematische Hunde, die aber aufgrund ihrer Mischung oder Farbe einfach in der Masse an Hunden in Polen untergehen. Ab einem bestimmten Alter werden sie in Polen nicht mehr adoptiert und sterben schließlich einsam im polnischen Tierheimzwinger. Wir haben hier in Deutschland die Erfahrung gemacht, dass es sehr viele tierliebe Menschen gibt, die gerne einem älteren Hund eine Chance geben. So konnten wir 2021 allein 32 Hunde im Alter zwischen 10 bis 17 Jahren aus polnischen Tierheimen retten und an wundervolle neue Familien hier in Deutschland vermitteln. Leider hatten nicht alle Senioren solches Glück.
Zum Beispiel Major, der über 10 Jahre im polnischen Tierheimzwinger lebte. Als er zu uns kam, war er bereits sehr krank. Fast 3 Monate blieben ihm noch in Freiheit, in Wärme und Geborgenheit. Er war blind und fast taub. Doch die letzten Lebenswochen verbrachte er im Bürorudel, lief auf der Wiese, durfte in der Sonne im Gras liegen, bekam seine Streicheleinheiten. Oder der kleine Spatzi, der fast verhungert im Februar 2021 zu uns kam. Dieser zarte, tapfere Hundesenior zog sofort bei unserer Tierheimleiterin ein, kam täglich mit ins Büro, schlief in der Nacht im Hundebettchen mit in ihrem Schlafzimmer. Leider war Spatzi sehr krank und wir wollten ihm keinen weiteren Wechsel seiner Bezugspersonen mehr zumuten. Doch 7 Monate blieben ihm noch in seinem neuen Leben als glücklicher Hund und er durfte schließlich in den Armen seines „Frauchens“ für immer einschlafen.
Ende 2021 mussten wir leider wieder eine Rettungsaktion planen. Wieder hat eine Gemeinde den Vertrag mit unserem polnischen Partnertierheim gekündigt, weil ein anderes Tierheim einen billigeren Preis für die Unterbringung der Hunde geboten hatte. 26 Hunde, die wir alle schon persönlich kannten, sollten plötzlich weg. Irgendwohin an die russische Grenze; in ein Tierheim, das weder eine Internetseite, noch Öffnungszeiten für Besucher hatte. Für die Hunde, die wir alle schon mit Namen und Gesicht kannten, wäre dies der sichere Tod gewesen. Für uns und auch die Tierpfleger im polnischen Tierheim ein unvorstellbarer Gedanke.
So begannen wir im November und Dezember schrittweise, die Hunde zu uns in die TIERSCHUTZLIGATierheime zu holen: In Sicherheit und vor allem mit der großen Chance, hier in Deutschland ihre Familie zu finden.
Baumaßnahmen
Das Jahr 2021 war nicht das Jahr großer Baumaßnahmen, sondern eher von großen Neuanschaffungen. Seit Anbeginn unseres TIERSCHUTZLIGA-Dorfs standen in fast allen Tierhäusern kleine Haushaltswaschmaschinen und Haushaltstrockner. Die Lebenserwartung der Geräte war immer sehr gering, da sie bei uns aufgrund des hohen Wäscheaufkommens rund um die Uhr laufen und die Lager maximal 1,5 Jahre durchhalten. Im Sommer, der Hochzeit auf der Kittenstation, stapelte sich die Schmutzwäsche, ein Hinterherkommen war fast nicht meh möglich. Auch im Hundebereich waren die Haushaltsmaschinen mit den schmutzigen Decken schnell überfüllt. Doch 2021 konnten wir endlich zwei große Industriewaschmaschinen und zwei Industrietrockner anschaffen. Damit können wir nun zeitsparend große Mengen Wäsche problemlos „wegwaschen“ und trocknen. Eine riesige Arbeitserleichterung und auf die Zukunft gesehen auch Kostenersparnis, da die Geräte viel robuster sind und gewartet werden können.
Und noch einen großen Mangel konnten wir 2021 abstellen. Alle alten Holz-Eingangstüren von Katzenhaus 5 und den Hundehäusern, die ja noch original von 1960 waren, konnten durch neue Hauseingangstüren mit Fensteröffnung ersetzt werden. So sind die Tierhäuser nun endlich wieder dicht und richtig abschließbar. Da sich die Abwaschmaschine auf der Katzenkinderstation in Haus 9 in den Saisons 2020/2021 bestens bewährt hat, entschieden wir uns, auch für unsere Katzen-Quarantäne und Krankenstation im Katzenhaus 5 eine Abwaschmaschine zu kaufen. Zum Glück wurden wir über eine Kleinanzeige fündig und konnten ein neuwertiges Gerät zu einem sehr günstigen Preis erstehen. Damit werden nun täglich fast 80 Katzentoiletten und 100 Näpfchen und Futterteller problemlos gereinigt. Eine riesige Arbeitserleichterung für die Tierpfleger, die vorher mühevoll jeden
einzelnen Napf abwaschen und desinfizieren mussten. So bleibt jetzt mehr Zeit für die Pflege der Tiere, da Abwasch und Reinigung des Equipments nun nur noch ein Viertel der Zeit in Anspruch nehmen.
Und zu guter Letzt haben wir auch an unserem Besucherzentrum weiter gebaut. Es fehlte ja noch die Terrasse, die auch als Notausgang rollstuhlgerecht mit Rampe versehen werden musste. Dank einer freundlichen Gartenbaufirma konnten wir die Terrasse sehr kostengünstig fertigstellen. Wir hoffen, dass wir sie im Sommer 2022 auch für unser Tierheimfest und für die Zusammenkunft unserer Ehrenamtlichen intensiv nutzen können.
Andere Aktivitäten
Leider hielt uns auch 2021 Corona in Atem. Wir konnten daher wieder keine Veranstaltungen durchführen. Allerdings nutzten wir die Lockerungen im Sommer für ausgiebige Hundewanderungen mit unseren Tierheimhunden in Gruppen von bis zu 25 Hunden, was für die Sozialisierung sehr wichtig ist. Unsere Ehrenamtlichen Gassigeher organisierten weiterhin Gruppentrainings mit unseren Hunden unter Anleitung durch die ehrenamtliche Hundetrainerin Denise, um den Tierheimhunden wichtige Dinge fürs Zusammenleben mit dem Menschen beizubringen.
Im August 2021 begannen drei junge Menschen bei uns ihre Ausbildung zum/zur Tierpfleger/ Tierpflegerin in Tierheim und Tierpension. Insgesamt beschäftigen wir nun sieben Auszubildende im TIERSCHUTZLIGA-Dorf. Dies ist ein wichtiger Grundstock für unsere Tierheimarbeit, denn die Ausbildung der Tierpfleger und Tierschützer von morgen ist uns ein wichtiges Anliegen.
Zu uns gekommene, vermittelte und von uns gegangene Tiere 2021:
Stand zum 31.12.2021: 82 Hunde
Im Durchschnitt verbrachte ein Hund 68 Tage bei uns im TIERSCHU TZLIGA-Dorf.
Stand zum 31.12.2021: 229 Katzen
Durchschnittlich bleibt eine Katze 60 Tage bei uns im TIERSCHUTZLIGA-Dorf. 2021 konnten 275 freilebende,
verwilderte Katzen kastriert und wieder an ihren angestammten Platz gebracht werden. 246 Katzenkinder
wurden von uns aufgenommen.
Stand zum 31.12.2021: 87 Kleintiere / Vögel
Durchschnittlich bleiben Kleintiere / Vögel 125 Tage bei uns im TIERSCHUTZLIGA-Dorf.
Spenden Sie bitte jetzt für Tiere in Not!
- Unser Spendenkonto:
- Tierschutzliga Stiftung
- SozialBank AG
- IBAN: DE35 3702 0500 0009 8385 03
- BIC: BFSWDE33XXX
- Verwendungszweck: Notfellchen-Fonds
- PayPal: stiftung@tierschutzliga.de
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