Reise nach Békéscsaba

Ein Ungarn Reisebericht von Simone Hermann

Im August 2019 ereilte uns die traurige Nachricht, dass das Tierheim Békéscsaba (eine ehemalige Tötungsstation) mit ca. 280 Hunden und 40-50 Katzen in finanzielle Not geraten sei und die Tiere nicht mehr versorgt werden können.

Die Einnahmen aus Spenden und eine monatliche Zahlung der Stadt für das Einfangen der Hunde reichten aufgrund von vermehrten Aufnahmen an verletzten und streunenden Tieren nicht mehr aus.

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Schon bei einem Besuch im vergangenen Jahr hatten wir gesehen, wie neben Schlachtabfällen, ausschließlich aufgeweichtes Brot an die Hunde verfüttert wurde. An eine ausreichende medizinische Versorgung war nicht zu denken, was vermutlich einigen Hunden das Leben kostete. Ich kenne dieses Tierheim seit einigen Jahren und war fast jedes Jahr einmal vor Ort. Man kennt die Situation und Sorgen dort – die Menschen dahinter und vor allem die Hunde, die man jedes Jahr wiedersieht, älter werdend und teilweise ihrem trostlosen Schicksal als Shelter-Hund ergeben.

Es begannen schlaflose Nächte und wir wussten, in Bèkèscsaba sitzen verzweifelte Hundefreunde und Kati, eine 75-jährige Frau und Tierschützerin, die nicht aufgeben wollten – aber nicht wussten, wie es weiter gehen soll und wie sie die Hunde vor einer möglichen Euthanasie retten sollten.

Durch ein „Wunder“ … ein Telefonat in den darauffolgenden Tagen mit Annett Stange und einem Satz, den wir in der heutigen Zeit immer mehr vermissen … „Wie geht es dir und was lässt dich so bedrückt sein?“ begann das Schicksal eine Wendung zu nehmen. In diesem Telefonat entstand der Gedanke … und eine erste spontane Zusage …
Wir, die TIERSCHUTZLIGA … wir werden helfen. Vor Glück über diese ausgesprochenen Worte … ein erster Hoffnungsschimmer und ein sofortiges Telefonat nach Ungarn … der Stein, der diesen Tierschützern vom Herzen fiel – man konnte ihn bis Deutschland hören.

Um sich eine konkrete Vorstellung der Situation vor Ort zu verschaffen und über erste Maßnahmen mit den Tierschützern sprechen zu können, machten wir uns – Annett, Brigitte und Simone – am 21.10.2019 auf die Reise nach Bèkèscsaba in Ungarn.
Wie wird es wirklich live vor Ort sein? Mit dem Hintergrund des Hilferufes für Annett und Brigitte noch eine offene Frage.
Unser Weg führte uns zuerst nach Wollaberg, um Brigitte (Tierheimleiterin Wollaberg) und Unmengen an Spenden einzuladen und dann ging es auch schon durch Österreich direkt nach Ungarn in Richtung Bèkèscsaba.

Nach ungefähr 8 Stunden erreichten wir am späten Nachmittag das Tierheim und wurden herzlich empfangen. Ein kurzer Blick auf einige der Hunde und schnell das vollgeladene Auto ausgeladen, denn die Nacht brach an und es wurde dunkel.
Unsere müden Beine trugen uns noch zu einem Abendessen und einem Glas Wein, wir besprachen alle für uns wichtigen Fragen an die Tierheimleitung und waren gespannt auf den nächsten Tag – einen Tag im Tierheim Bèkèscsaba.

Zeitig am Morgen, kurz nach der Fütterung der Hunde, fanden wir uns im Tierheim ein. Annett und Brigitte wurden durch die Tierheimanlage mit seinen vielen verwinkelten Zwingeranlagen geführt.

Die Hunde wurden begutachtet und es fiel uns auf, dass offenbar einige Hunde an Ohrenerkrankungen litten und es ihnen einfach nicht gut ging. Eine kontinuierliche Behandlung gegen Parasiten war nicht möglich. Eine Beobachtung, die sich noch oft wiederholte.

Kurz vor dem Winter sahen wir viele marode Zwingereinrichtungen, Hütten und viel zu kleine Ausläufe bei einigen Hunden. Kalte Betonverschläge mit etwas Stroh und immer wieder nasse und kalte Betonböden, welche offenbar niemals trocknen würden.

Wir sahen aber auch die wenigen Tierpfleger, welche sich wirklich um Sauberkeit in den Zwingern bemühten sowie darum, die Futterschüsseln für die Hunde zu füllen – aufgrund der wenigen Mitarbeiter und der hohen Anzahl an Hunden nicht mehr möglich.

Ich sah „alte“ bekannte Hunde, welche ich durch die Kastrationen bereits gesehen und teilweise über Jahre wiedergesehen habe. Es bricht einen das Herz, wenn man weiß, dass es für den einen oder anderen – vor allem für alte, kranke oder schwarze Hunde – die Endstation sein wird. Dieses Phänomen begleitet uns schon in deutschen Tierheimen, jedoch können diese Hunde bei uns optimal versorgt werden.

Zwei Hunde in einem Gehege gefielen uns nicht, sie sahen krank aus. Die Papiere zeigten einst stolze, gut genährte Hunde, jetzt waren sie dünn mit struppigem Fell. Beide Hunde hätten eine Erkrankung, die zwar behandelt wurde, aber aus finanziellen und personellen  Gründen nicht kontinuierlich.

Hier gibt es zwingenden Handlungsbedarf. Auch hier war merklich zu spüren, wie gern man den Tieren helfen wollte, es aber einfach nicht möglich war. Anmerkung: beide Hunde wurden aufgrund unserer Zusage, die Tierarztkosten monatlich zu übernehmen, dem Veterinär vorgestellt und behandelt.

Ein kurzer Blick in die Quarantäne/Krankenstation, ein ebenfalls maroder bzw. in die Jahre gekommener 8 m² großer Container mit einem völlig zerschlissenen Boden – bei uns undenkbar.

Die Katzenstation, ein kleines Zimmer mit wenig, was einer Katze gefällt … aber das einzige, was sie haben … auch hier ein beißender Geruch trotz der unzähligen Bemühungen, die Bereiche sauber zu halten. Beim Anblick dieser Katzen beschleicht einen Wehmut … auf ca. 15 m² ein Zuhause für ca. 25 Katzen, für immer und ohne eine Chance auf Vermittlung. Denn Katzen sind hier immer noch weniger wert als ein Hund, den man wenigstens zur Bewachung oder anderweitig nutzen kann.

Nach der Tierheimvisite saßen wir mit Kati und Tündi zusammen und sprachen über die notwendigen Dinge, wie den dringenden Kauf von Hütten für den Winter, die Herrichtung des Fußbodens in der Krankenstation und die zwingend bessere Unterbringung von Hunden während des Winters durch verschiedene bauliche Maßnahmen. Auch besprachen wir die Zusammenarbeit mit einem Veterinär, um die Hunde besser gesund zu halten – vor allem bei der Bekämpfung von Parasiten.

Ein Tag voller Emotionen für Mensch und Tier ging zu Ende … Brigitte und Annett hatten da schon einige Hunde im Kopf und im Herzen, welche am Folgetag mit uns reisen sollten. Hunde, die in Ungarn wohl bis zum Ende im Tierheim verblieben wären, weil sie zu alt sind oder ein Handicap haben.

Wir verbrachten mit unseren ungarischen Freunden noch einen gemütlichen Abend, um vielleicht ein paar Tierheimsorgen zu vergessen und ein paar ganz private Themen anzusprechen.

An diesem Abend fiel jeder mit seinen ganz privaten tierischen Gedanken ins Bett, mich persönlich verfolgten die traurigen Augen von Hunden, die seit Jahren im Tierheim ihre Lebenszeit verbringen und wahrscheinlich nie erleben dürfen, Hund in einer Familie zu sein.

Die vielen Pfoten und Schnauzen, die uns baten, mitkommen zu dürfen.

Die vielen Hunde, die sich an uns gedrückt haben und mit allem, was sie hatten, um Nähe und Zuwendung baten. Die so vieles entbehren müssen. Und doch am meisten unter der fehlenden Nähe zu uns Menschen leiden. Und wir es uns zur Aufgabe machen müssen, ihnen es etwas erträglicher und schöner zu machen, ihnen etwas Hoffnung zu geben.
Was wir aber auch verspürt haben: Die tierlieben Menschen vor Ort, die vieles mit wenig möglich machen, die unter den gegebenen Umständen alles für ihre Hunde tun, aber ohne unsere Unterstützung wenig können.
Am nächsten Morgen ging es noch einmal kurz in das Tierheim.

Wir verabschiedeten uns mit Tränen in den Augen und dem Versprechen, wieder zu kommen. Während der Fahrt immer wieder Gespräche über das Gesehene, über Ideen, was man künftig noch tun könnte, wie wir was organisieren … Nach etwa 7 Stunden erreichten wir das Wollaberg und verabschiedeten uns von Brigitte. Nach einer weiteren Nacht erreichten wir dann endlich wohlbehalten das Tierschutzliga-Dorf. Hier endete eine 4-Tages-Reise voller emotionaler Momente.
Ihre Simone Herrmann

Zwischenzeitlich hat die TIERSCHUTZLIGA STIFTUNG TIER UND NATUR vier voll beladene LKW mit Futter nach Ungarn geschickt und auch schon einige Tierarztrechnungen bezahlt, sowie die Lohnkosten überwiesen.

Nun möchten wir das Tierheim in Ungarn weiterhin monatlich unterstützen und den Tieren dauerhaft ein besseres Leben ermöglichen.
In Ungarn fehlt ein Transporter um die Tiere sicher zum Tierarzt oder ins Tierheim zu transportierten. Wenn dieser Zustand bleibt, können die Tiere nicht zum Tierarzt, dies ist  eine Katastrophe und das möchten wir mit Ihrer Hilfe gerne ändern. Hierzu werden Spenden in Höhe von 15.000 bis 21.000 Euro benötigt.

Weiterhin möchten wir die monatlichen Tierarztkosten übernehmen. Diese werden mit ca. 8.000 Euro zu Buche schlagen. Um die Situation auf Dauer zu ändern, möchten wir gerne die monatlichen Lohnkosten von zwei neu einzustellenden Mitarbeitern übernehmen. Dies wäre einmal eine Tierarzthelferin – um die kontinuierliche medizinische Betreuung zu gewährleisten – und einmal ein Handwerker/Hausmeister, der notwendige Reparaturen übernimmt. Die monatlichen Lohnkosten für diese beiden Mitarbeiter betragen ca. 900 Euro.
Weiterhin möchten wir um Spenden für neue Hundehütten bitten, damit die Hunde nicht mehr direkt auf dem nassen Boden liegen müssen und nicht mehr schutzlos dem Wetter ausgeliefert sind. Wie es mit den Hütten weitergeht, erfahren Sie Hier.

Spenden Sie bitte jetzt für Tiere in Not!

Ich unterstütze das Tierheim Bekescsaba
  • Unser Spendenkonto:
  • Tierschutzliga Stiftung
  • SozialBank AG
  • IBAN: DE35 3702 0500 0009 8385 03
  • BIC: BFSWDE33XXX
  • Verwendungszweck: Notfellchen-Fonds
  • PayPal: stiftung@tierschutzliga.de

Erzählen Sie anderen von diesem traurigen Fall!

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18.12.2019|