Das Jahr begann mit 13 Nympfensittichen
Vieles hat uns im Tierheim Bückeburg auch im vergangenen Jahr w ieder vor große Herausforderungen gestellt. Es begann mit der Übernahme von gleich 13 Nymphensittichen auf einen Schlag wegen eines plötzlichen Todesfalls. Meist haben wir für Vögel eine Pflegestelle parat, aber diesmal waren es dann doch zu viele Tiere auf einmal. Allerdings hatten wir ja im Frühjahr unser neues Kleintierhaus fertiggestellt und gerade war der Bestand an Kleintieren gering. Deshalb konnten wir den Kleintierraum im Haupthaus zum Vogelzimmer umgestalten. Da die Vögel aus einer tollen und artgerechten Haltung kamen, sollte es ihnen bei uns nicht schlechter gehen. Am nächsten Tag hat dann noch unser Hausmeister fix eine Schleus e gebaut, so dass keiner der Vögel mehr entwischen konnte. Etliche von ihnen haben schon bald neue Schwärme gefunden. Im Sommer stand eine Beschlagnahmung bei einer „alten Bekannten“ an. Bisher hatten wir bereits Hunde und Katzen von ihr in unsere Obhut übernommen. Doch dieses Mal waren es außer 6 Katzen auch noch 8 Hühner, die wir unterbringen mussten. Drei davon waren erst 14 Tage zuvor aus einer Massentierhaltung übernommen worden. Leider waren die Hühner komplett unversorgt und stürzten sich regelrecht auf das angebotene Wasser. Bei einer sofortigen Untersuchung bei uns im Tierheim durch einen Veterinär zeigte sich, dass alle Kröpfe ebenfalls leer waren.
Doch wo nur sollten wir sie so plötzlich artgerecht unterbringen? Ein kurzes Brainstorming, ein schneller Einkauf der wichtigsten Utensilien und unser bewährtes Teamwork haben uns dann schnell ans Ziel geführt, eine adäquate Unterkunft zu zaubern. Kurze Zeit später konnten wir dann sogar noch ein gebrauchtes, kleines Hühnerhäuschen für die Nacht erstehen. Leider hat es ein Huhn nicht geschafft. Zwei durften zu unserer Tierärztin ziehen. Und die vier verbliebenen Hühner samt ihrem Hahn machten das Gehege unsicher. Neue Aufregung kam auf, als die Vogelgrippe auf dem Weg in unseren Landkreis war. Weil wir die Hühnerschar nicht lange genug hätten einstallen können, durften wir sie bei unseren Kollegen in Unterheinsdorf unterbringen.
Katzenflut
Besonders herausfordernd im vergangenen Jahr war die immense Flut von Katzen. Trotz der in fast allen uns umgebenden Gemeinden herrschenden Kastrationspflicht gab es sehr viele Fundkatzen und vor allem -kitten. Und weil in diesem Jahr alle Tierheime, befreundete und die der TIERSCHUTZLIGA, von ebenfalls besonders vielen Katzen überschwemmt wurden, war die sonst bewährte gegenseitige Hilfe in Spitzenzeiten nahezu unmöglich. Doch glücklicherweise konnten wir unsere im Frühjahr fertiggestellte Babykatzen-Quarantäne zusätzlich für die Unterbringung nutzen. Dennoch war im Sommer so viel los, dass wir Fundkatzen und -kitten in großen Hundeboxen in der Quarantäne unterbringen mussten. So stieg natürlich der Infektionsdruck extrem und viele Katzen sowie Kitten haben krankheitsbedingt eine lange Zeit in der Quarantäne verbracht. Doch zum Jahresende hat sich die Situation wieder etwas entspannt und viele Katzen konnten noch in ein neues Zuhause ziehen. Dieses Glück hatte auch unsere 18-jährige FIV-Katze Else. Sie war eine Langzeitbewohnerin und hat endlich einen schönen Lebensabendplatz gefunden. Im Hundebereich wurden wir indirekt wieder einmal Opfer des illegalen Welpenhandels. Da im TIERSCHUTZLIGA-Tierheim Wollaberg immer wieder illegal eingeführte Welpen durch Ordnungsbehörden eingestellt werden, gibt es dort eine wahre Flut. Besonders die sogenannten Listenhunde haben in Bayern keine Chance auf Vermittlung. Deshalb kommen unter anderem diese Rassen zu uns, aber auch viele andere, um die Kollegen zu entlasten. Auch aus den übrigen Tierheimen unserer Organisation haben wir immer mal wieder Hunde aufgenommen, in der Hoffnung auf bessere Vermittlungschancen.
Opfer des illegalen Welpenhandels
Erschreckend in diesem Jahr waren die vielen Abgabeanfragen aus ganz Deutschland für verhaltensauffällige Hunde, meist Rüden im Alter von 1-2 Jahren.
Leider war es uns, wie den meisten anderen Tierheimen, aufgrund der fast dauerhaften Komplettbelegung nicht möglich, jedem zu helfen. Und wir haben uns gefragt, wie es wohl in der Hundewelt weitergehen wird.
Trauriger Abschied
Sehr traurig waren wir gegen Ende des Jahres, als wir unseren Langzeitbewohner Oskar gehen lassen mussten. Fast jeder, der unser Tierheim kennt, kannte auch ihn: Diesen kleinen terriersturköpfigen Oskar, der scheinbar immer mit erhobener Mittelkralle durch die Welt gelaufen ist. Unser kleiner Grantel, der Finger sehr gern hatte. Zum Reinbeißen.Oskar, der länger als jeder von uns hier in Bückeburg war. Außer seiner Gassigängerin Bärbel, die sich dem kleinen Querkopf von Anfang an angenommen hatte und ihn so nehmen konnte, wie er war. Oskar kam 2008 im Alter von drei Jahren bei uns an; warum und wieso lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Klein, grantig,Menschen verachtend. Das Einzige, was sich in den Jahren zum Glück geändert hat, war, dass es immer Pfleger gab, die er doch mochte; die ihn tatsächlich streicheln cheln, sogar kuscheln durften. Doch dieses Privileg gönnte er nur wenigen Menschen.
Für alle anderen wurden wilde Leinenkonstruktionen gebaut, um ihn zum Gassigehen mit seiner Bärbel rausgeben zu können. Oskar wurde älter und niemand wollte sich dem kleinen Mann annehmen. So wurde er zu unserem Urgestein. Und irgendwann kam der Punkt, an dem wir beschlossen haben, ihn gar nicht mehr vermitteln zu wollen. Er war in die Jahre gekommen, litt unter diversen Wehwehchen, auch schlich sich ganz leise die Demenz ein. Ab da wollten wir ihm einen Umzug nicht mehr zumuten. Er war den geregelten Ablauf gewohnt, seine Bärbel passte die Gassigänge an ihn an. Wenn es mal nicht ging, wurde halt nur gekuschelt. Schließlich bekam Oskar einen Buggy geschenkt, durfte an die Nordsee mitfahren und hat sogar noch eine Schlittenfahrt am Anfang des Jahres gemacht. Nun, am Ende dieses Jahres war dann seine Zeit gekommen, seine Zeit zu gehen. Sein gesundheitlicher Zustand verschlechterte sich, trotz aller Maßnahmen, zusehends. Er wurde leise. Wir kennen Oskar als kleinen großen stolzen Terrierjungen und wollten ihm daher jegliches weitere Leid ersparen. Er durfte im Kreis seiner liebsten Menschen seinen letzten Atemzug machen. Im Garten seiner geliebten Gassigängerin durfte er dann seine letzte Ruhestätte und sein wahrscheinlich erstes richtiges Zuhause finden. Wir vermissen den kleinen Grantel.
Das Jahr 2021 in Zahlen
* Unter „Sonstiges“ fallen 12 Kitten, die von bereits schwangeren Fundkatzen bei uns im Tierheim
geboren wurden und eine Katze, die wir aus einem befreundeten Tierheim übernommen haben.
** 3 Ziervögel, 6 Tauben, 1 Meerschweinchen, 2 Hamster, 1 Pfau, 4 Schildkröten und ein Mauergecko,
der in einer Auberginenkiste aus dem Supermarkt gefunden wurde.
54 Mal haben wir Kastrationshilfe geleistet, u.a. für ein befreundetes Tierheim, das einen großen Hof
mit über 100 unkastrierten Katzen geräumt hat. Zudem für Tierfreunde, die uns auf streunende Katzen
aufmerksam gemacht haben. 41 dieser Fellnasen durften an ihre angestammten Plätze zurückkehren.
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