Ein Bericht von Tanja Tiedtke
In all unseren Tierheimen war es dieses Jahr voll mit kleinen Katzenkindern. Manchmal wussten wir kaum, wohin mit ihnen. Mit viel Glück war die Mama dabei, oftmals aber kamen sie mutterlos bei uns an.
Wild geboren und häufig auch bereit, wild zu bleiben, schwer zu bändigen, hoch aufgeregt durch die Boxen springend, wenn wir uns näherten.
Sie wussten nicht, dass wir es gut mit ihnen meinten. Woher auch sollten sie es wissen, wenn schon die Mama bereit war, uns anzugreifen, weil sie in ihrem oftmals wilden Leben keine guten Erfahrungen mit Menschen gemacht hat? Trotzdem gehen uns natürlich die Herzen auf, wenn wir die Minis sehen. Muttergefühle machen sich breit, man möchte sie an sich drücken, herzen, kuscheln, lieb haben … ihnen sagen, dass nun alles gut wird.
Dem Tode geweiht
Leider zeigt uns das Leben aber immer wieder auf, dass nicht
immer alles gut wird! Auch wenn wir alles in unserer Macht stehende für sie zu tun bereit sind. Denn manchmal kommen die, die dem Tode geweiht sind. Winzig klein, womöglich gerade erst ein, zwei Tage alt, die Nabelschnur ist noch dran. Man versucht, sie den vorhandenen Katzenmüttern unterzuschieben mit allen Tricks (wenn man denn eine vor Ort hat, die Kitten im ähnlichen Alter hat), man fährt mit wehenden Fahnen zu befreundeten Tierheimen, in der Hoffnung, dass eine der Katzenmütter dort das Baby annimmt.
Wenn das alles scheitert, versucht man es mit erfahrenen Pflegestellen, die bereit sind, alle zwei Stunden, Tag und Nacht , zu füttern, zu säubern und zu wärmen. Doch trotz aller Mühen kommt sie zu oft, die Nachricht, dass das Kitten es nicht geschafft hat. Eine Handvoll Leben, gekämpft und doch verloren …
Und es geht weiter …
Die Dramen gehen oftmals weiter, wenn es um die Muttertiere geht. Viele sind selbst noch fast Kinder, kaum in der Lage, ihre Babys zu versorgen, weil sie eigentlich überfordert sind. Sie sind selbst vielleicht schon wild geboren, einfach von ihren Besitzern zurückgelassen oder wegen nerviger Dauerrolligkeit aus ihrem Zuhause geschmissen worden, sie kämpfen ums eigene Überleben und werden ständig verjagt. Selbst vielleicht krank, gebären sie ihre Kinder in irgendeinem Verschlag, wo diese dann schon krank zur Welt kommen. Mit acht oder neun Monaten sind die Katzenkinder geschlechtsreif und dann geht es wieder von vorne los.
Ein ewiger Kreislauf
Und dann gibt es noch die unkastrierten Kater, mit großen Revieren. Sie verlassen morgens das Haus, streifen durch die Gegend, um sich zu vergnügen, um Kämpfe mit anderen Katern auszutragen und sich dabei Krankheiten einzufangen, die im nächsten Kampf weitergetragen werden. Und sie geben sie auch durch den Deckakt an das zukünftige Muttertier und deren Kitten weiter …
„Warum soll ich meinen Kater kastrieren? Der bringt es doch nur weg!“ – „Das ist Natur.“ – „Meine Katze ist aber so schmusig und anhänglich, wenn sie rollig ist. Das ist so süß!“ – „Meine Katze ist so eine tolle Katze, die soll unbedingt einmal Babys haben.“ Das sind tatsächliche Aussagen, die uns den Atem nehmen, die Wut in uns aufsteigen lassen und uns schlaflose Nächte bescheren.
Wie sieht die Lösung aus?
Wir wissen es nicht. Es müsste eine bundesweite Kastrationspflicht durch Städte und Gemeinden eingeführt werden. Dann käme das nächste Problem: Wer kontrolliert und überwacht diese Pflicht? Ordnungshüter, die den Freigängern hinterherlaufen und ihnen unter die Schwänzchen gucken? Ein lustiger und zugleich trauriger Gedanke.
Uns bleibt nur, an das Gewissen der Katzenbesitzer zu appellieren, sich ihrer Verantwortung, die sie sich durch die Anschaffung einer Katze auferlegt haben, bewusst zu sein und im Sinne ihres Tieres zu handeln. Ob es nun in der jeweiligen Gemeinde bzw. Stadt eine Kastrationspflicht gibt oder nicht.
Solange dies aber in den Köpfen der verantwortungslosen Besitzer nicht ankommt, werden wir jedes Jahr wieder um die kleinen Wesen kämpfen und auch weinen, um all die verlorenen Seelen.
Um diesen Kampf zu bestehen, benötigen wir Ihre Hilfe! Bitte spenden Sie für unsere Kastrationsaktionen in Deutschland, Ungarn, Rumänien und Spanien.
Autor: Tanja Tiedtke
Spenden Sie bitte jetzt für Tiere in Not!
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