Momentan ist es wirklich traurig. In den letzten Wochen kamen fast ausschließlich alte Tiere – egal ob Hund oder Katz zu uns ins Tierheim. Alleine in den letzten Tagen 4 Hunde im Alter von über 9 Jahren und 5 Katzen mit über 10 Jahren (sogar 4 davon 17 und 18 Jahre alt).

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Schäferhund Arko wurde mit 15 Jahren „abgeschoben“. Angeblich weil mal altersbedingt vom Haus in die Wohnung umziehen wollte. Inzwischen wissen wir, dass Arko nicht mehr ins Lebensbild passte – er gehörte ja schließlich früher dem Herrchen, der leider vor einigen Jahren verstarb. Der alte 10jährige Wutz musste ins Tierheim, weil man von Haus und Garten in einer Wohnung zog – äh Wutz ist ein Dackel, der wäre sicherlich auch als Wohnungshund glücklich geworden.

Bei den Katzen dominieren die „Sterbe-“ und „Nicht mehr versorgen können“-Fälle. Die nette Verwandtschaft mag den lästigen vierbeinigen Anhang nämlich häufig nicht aufnehmen oder weiter versorgen. Lieber schwups ab ins Tierheim. Problem gelöst…

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Tja und dann stehen wir da mit Tieren, für die sich ihre heile Welt gerade in Luft aufgelöst hat, die vor dem NICHTS stehen. Kein Herrchen/Frauchen mehr da, nicht mehr das eigene Körbchen, die gewohnte Umgebung und den gewohnten Tagesablauf. Manchmal zerreißt es uns das Herz, wenn wir sehen, wie sehr die Tiere die erste Zeit im Tierheim leiden. Die Pfleger tun alles, päppeln, kuscheln, streicheln damit die verlassenen Seelen zutrauen fassen und sich an den Tierheimalltag gewöhnen.

Und wenn die armen Mäuse dann endlich soweit sind – wieder gesund und munter durch die Gegend laufen, neuen Lebensmut geschöpft haben und bereit sind für einen endgültigen Umzug in ein richtiges Zuhause. Dann kommt der nächste Tiefschlag.

„Der ist zu alt“ – „den haben wir doch nicht mehr lange“ – „ich will nicht schon wieder ein Tier verlieren“ … Die Vermittlung der Hunde- und Katzensenioren ist schwierig, denn die meisten Interessenten, die ins Tierheim kommen, möchten ein junges Tier. Die Schwelle liegt so bei 5 Jahren. Bis dahin haben sie alle eine gute Chance, wenn sie eine guten Charakter, keine Macken oder Wehwehchen haben. Doch je älter sie sind, umso chancenloser werden sie.

Doch gerade diese Senioren unter den Tieren haben doch auch ihre Besonderheiten. Sie sind abgeklärt, sie haben zumeist eine Erziehung genossen, ihre Lebenserwartung ist überschaubar (man muss nicht für 15 Jahre im Voraus planen) UND sie haben unglaublich viel Liebe und Treue zu verschenken, denn sie haben schon einen schweren Verlust erlitten und wissen, was dies heißt.

Ivelandme2_Blog-180x300 Hunde- und Katzensenioren-keiner will uns habenIn meinem Rudel leben immer alte Hunde – sie sind einfach die besten Gefährten. Pflegeleicht, zumeist sehr anspruchslos, was Auslauf und Beschäftigung betrifft und unendlich lieb und anhänglich. Selbst der alte Ivel mit seinen inzwischen 15 Jahren ist ein treuer, vertrauensvoller Begleiter geworden.

Ich würde mir wünschen, dass mehr Menschen über ihren Schatten springen und einem älteren oder alten Tier ein Zuhause schenken. Einem alten Tier eine Chance – ein Zuhause – zu geben, ist immer eine große und gute Tat, egal wie lange dieses Tier noch Lebenszeit hat. Sie schenken diesem Tier eine glückliche Zeit, egal wie lange diese währt. Und wenn es dann soweit ist, dass es für immer gehen muss, ist es wenigstens als geliebtes Familienmitglied gestorben, glücklich und umsorgt und nicht abgeschoben und einsam im Tierheim.

Dr. Annett Stange