Aus Polen gerettet – doch leider ein Krebspatient
Kaum ein anderes Thema unter Tierschützern polarisiert so sehr wie der Auslandstierschutz. Sicher, man kann darüber diskutieren. Auch stimmt es, dass leider immer wieder schwarze Schafe mit ihrem Handeln die Seriosität des Auslandstierschutzes überschatten.
Doch das Schicksal von unserem Rudek zeigt, wie wichtig es ist, uns in Ländern mit problematischem oder gar keinem Tierschutz zu engagieren. Obwohl seine Geschichte leider traurig ausgehen wird.
Wir haben Rudek aus einer schrecklichen Situation gerettet. Denn eins ist eindeutig und daher nicht zu diskutieren: die Haltungsbedingungen in ausländischen Tierheimen, Auffang- oder Tötungsstationen sind fürchterlich. Ja, diese Tötungsstationen gibt es, wenn auch nicht überall. Jedoch sind die meisten sogenannten Shelter lediglich reine Verwahrungsstationen und daher ohnehin für viele der Tiere die Endstation. Dort leben sehr viele Hunde auf engstem Raum in Dreck, Nässe, Kälte und zermürben sich gegenseitig in heftigen Beißereien. Tag für Tag führen sie ihren Überlebenskampf.
Auch unser Rudek hat sich lange Zeit in so einem polnischen Shelter mit mehreren Hundert Hunden durchgekämpft. Eine große Narbe am Rücken zeugt von einer dieser bösen Beißereien. Was er alles erlebt hat, weiß nur er. Und niemals hätte er eine Chance gehabt, dort herauszukommen und ein aufmerksames Zuhause zu finden. Denn er ist alt, kein Rassehund und schüchtern. Rudek hatte allerdings das wahnsinnige Glück, dass er zu uns ins Tierheim Unterheinsdorf reisen durfte. Andernfalls wäre er mit anderen in eine Einrichtung tief im Inneren des Landes verlegt worden. Für die betroffenen Hunde das Todesurteil. Zwar ist Rudek dieses Schicksal erspart geblieben.
Doch ein glückliches Leben bei einer liebevollen Familie in Deutschland ist ihm leider nicht vergönnt. Schon bei seiner Ankunft haben wir sein starkes Humpeln bemerkt. Erst glaubten wir an eine alte Verletzung, einen schlecht verheilten Bruch oder ähnliches. Dann hat leider ein Röntgenbild einen Tumor in seinem Schultergelenk gezeigt. Mit mulmigem Gefühl haben wir eine Probe eingeschickt. Der Befund ist bitter. Der Tumor ist bösartig und Rudek bleibt nicht mehr viel Zeit. Ausgerechnet jetzt, wo er es gerade geschafft hat, ein warmes Zimmer mit Decken, genügend Futter und Sicherheit zu bekommen. Er taut jeden Tag mehr auf, zeigt sich so dankbar, ist unendlich lieb und vertraut uns. Es ist einfach nur ungerecht. Einzig der Gedanke, dass er nicht einsam und grausam in diesem entsetzlichen Shelter sterben muss, lässt uns das ganze besser verarbeiten. Er darf nun bei uns bleiben, solange es vertretbar ist. Aber der Tag X ist nicht mehr weit.
Rudek ist einer von Tausenden Hunden, die im Ausland chancenlos vor sich hinvegetieren. Nein, wir können nicht alle retten, aber für jeden Einzelnen von ihnen sind wir die einzige Hoffnung. Und wir haben es in der Hand, sie aus ihrer täglichen Hölle herauszuholen. Jeder, der das Elend vor Ort gesehen hat, weiß, dass im Vergleich dazu ein Leben in einem deutschen Tierheim das Paradies ist. Deshalb: Wann immer wir die Chancund den Platz haben, werden wir helfen, zusammenrücken und so Leben retten.
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