Aggressionen bei Vierbeinern sind natürlich. Doch wir müssen diesen überlegt begegnen
Die Situation
Wir möchten mit unserem Vierbeiner einen schönen Spaziergang unternehmen. Schon kommt uns ein Hund samt Halter entgegen und unser Hund beginnt zu fixieren, die Rute geht hoch, er hängt sich in die Leine, knurrt, bellt oder fletscht die Zähne. Warum bloß?
Die Ursachen
Das Problem beginnt meist in der Pubertät. Erst haben wir den niedlichen Welpen viel spielen, rennen, toben lassen. Ihn sich auch blind in wilde Welpenspiele stürzen lassen und nicht eingegriffen, wenn eins der Tiere gemobbt wurde.
Effekt:
Der kräftige und vor Hormonen strotzende Einjährige stürzte sich auf jeden Artgenossen, weil er „ja nur spielen möchte“. Wenn wir es auch noch zulassen, dass Welpe und Junghund nach links und rechts rumschnüffelt, uns hierhin und dorthin ziehen kann, dann lernt er: ICH führe!
Weitere Ursachen
Vielleicht hat er schlechte Erfahrungen an der Leine gemacht und gelernt, dass die Flucht nach vorn erfolgreich ist. Oder er wird aufgrund fehlender Frustrationstoleranz aggressiv, sobald er an der Leine nicht zum gewünschten Ziel kommt. Vielleicht ist er auch unterfordert: Feinde vertreiben vertreibt auch Langeweile. Ist der andere Hund auch an der Leine, „siegt“ er sogar. Oder der Hund glaubt, dass sein Mensch „das Problem“ nicht lösen kann, er also handeln muss.
Was in unserem Liebling abgeht
Aufgrund teils gegenläufiger Gehirnfunktionen schaltet ein Hund den Kopf ab, sobald er sehr emotional auf einen Reiz reagiert. Zusätzlich versetzen ihn Stresshormone in Alarmbereitschaft. „Fight oder Flight“ heißt es nun, meist entscheidet er sich für den Fight. Und ist der angeleinte Hund in die Flucht geschlagen, glaubt er, eine prima Strategie entdeckt zu haben.
Die Lösung
Aggressionen bei Vierbeinern sind natürlich. Doch wir müssen diesen überlegt begegnen. Bleiben Sie im Ernstfall ruhig, lassen Hände und Arme unten und fokussieren nicht das fremde Mensch/Hund-Team. Dann machen Sie Ihrem Hund klar, dass sein Verhalten nicht gewünscht ist. Dass Sie potenzielle Feinde fernhalten. Und dann zeigen Sie ihm neue Wege der Problemlösung auf. Dafür ist zu reflektieren:
- Hat mein Hund gelernt, sich im Alltag an mir zu orientieren?
- Fordere ich von ihm Gehorsam oder lasse ich alles durchgehen?
- Kann er mir vertrauen, auch in Notsituationen?
- Hat mein Hund gelernt, Frustration zu ertragen oder bekommt er immer, was er haben möchte?
- Kann er Impulse kontrollieren?
- Stresst der Alltag meinen Hund?
- Hat er genug Ruhe während des Tages oder wird er ständig bespaßt oder auch kontrolliert?
- Ist er körperlich und geistig genügend ausgelastet?
Möglichkeiten für eine Verhaltenskorrektur
von Beate Hensler
- Ein klares Regelwerk im häuslichen Bereich fördert den Gehorsam bei Ablenkung draußen.
- Der Mensch „führt“, sowohl den angeleinten wie auch den unangeleinten Hund.
- Bei Hundebegegnungen geht / sitzt der Hund hinter seinem Menschen und auf der vom entgegenkommenden Hund abgewandten Seite.
- Den Hund dual führen, d.h. doppelte Leinenführung (Halsband-Geschirr / Halsband-Halsband zur besseren Kontrolle des Hundes.
- Ruheübungen und Ruhesignal fördern die Belastbarkeit und die Gelassenheit des Hundes.
- Zunächst solche Situationen vermeiden. Parallel dazu austesten, welchen Abstand zum fremden Hund der eigene toleriert, dann mittels Ruheübungen langsam die Distanz wieder verkleinern
- Belohnung, wenn die Hundebegegnung ruhig gemeistert wurde.
- Bitte kein „Schönfüttern“ der Hundebegegnung, d.h. den Hund nicht „am Feind vorbeifüttern“!
- Genügend geistige (Priorität!) und körperliche Auslastung.
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