Qualzuchten: MENSCH, HÖR DOCH AUF!
Immer wieder klären wir über Qualzuchten auf – und werden das auch weiterhin tun. Aus gegebenem Anlass berichten wir heute über die schottische Faltohrkatze. Ein trauriges Beispiel dafür, wie schlimm Qualzuchten sind.
Die winzige 2-jährige Faltohrkatze ist als Abgabe zu uns gekommen. Ursprünglich wurde sie über das Internet angeschafft. Wenn man dieses kleine Katzenwesen sieht, fällt es schwer, sachlich zu bleiben.
Vier Babys hatte sie bekommen, zwei davon haben nicht überlebt. Die beiden anderen wurden verkauft. Die Mama selbst ist nur zwei Kilo leicht und eher kleinwüchsig. Sie hat dauerhaft tränende Augen, eine zu kurze Nase, ist rundrückig und eher staksend unterwegs. Das ist leider typisch für Faltohrkatzen.
Wir haben tatsächlich eine Website gefunden, auf der die angeblichen Vorteile diese Rasse aufgezählt sind (u.a. das Aussehen!) – doch Nachteile soll es nicht geben. Wir wissen es besser: Die typischen Faltohren sind, wie bei vielen Qualzuchten, ein gewünschter genetischer Defekt. Denn der führt leider dazu, dass Menschen entzückt sind von diesen witzigen Knicköhrchen und dem zuckersüß runden Gesicht mit dem scheinbar immer fragenden Blick auf einem meist kleinen und kompakten Körper.
Doch dieser Gendefekt, der die Ohren abknicken lässt, ist fatal. Zwar ist er nur an den Ohren zu erkennen, doch diese Schädigung des Knorpelgewebes betrifft alle Knorpel im Körper. Der Gang unseres kleinen Faltohrkätzchens zeigt es. Im Fachjargon genannt: Osteochondrodysplasie.
Das Wesen der schottischen Faltohrkatzen wird als ruhig beschrieben. Kein Wunder, aufgrund der dauerhaften Schmerzen im Bewegungsablauf. Sich lässig im Stehen am Ohr kratzen? Für eine Faltohrkatze: Fehlanzeige! Um überhaupt mit der Hinterpfote ans Ohr zu kommen, muss sie sich erst einmal hinlegen und ihren Körper „sortierten“.
Und wenn dann noch, wie in unserem Fall, das Dilute dazukommt, mögen wir gar nicht darüber nachdenken, was dem kleinen Wesen gesundheitlich noch alles bevorsteht. Und wir fragen uns, wie es ihren Babys wohl ergeht, die sicherlich teuer verkauft werden konnten. Ob die neuen Besitzer diese kleine Mama wohl gesehen haben? Und ob deren ehemaligen Besitzer sich wohl dessen bewusst sind, was sie angerichtet haben?
MENSCH, HÖR DOCH AUF damit, an Lebewesen herum zu designen. Optimiert euch selbst, soviel wie ihr wollt. Eure Entscheidung. Aber Tiere können nicht darüber entscheiden, ob es ihnen mit kurzer Nase, felllos oder komplett nackt besser geht – oder eben nicht. Und werdet euch darüber bewusst, dass eine äußerliche Veränderung auch zu schwerwiegenden innerlichen Folgen führt.
Wir wissen, dass es Liebhaber dieser Qualzucht-Rasse gibt – verstehen es aber absolut nicht. Denn warum wohl scheiterte der Versuch, unsere Kleine wieder über das Internet zu verkaufen? Weil die Schäden dieser „Zucht“ ersichtlich sind.
Wir hoffen, dass wir für die Kleine einmal Menschen finden, die damit umgehen können, dass sie nie eine „normale“ Katze sein wird, daher teuer im Unterhalt und mit einer wahrscheinlich nicht allzu hohen Lebenserwartung.
Probleme bei der Zucht Schottischer Faltohrkatzen (SF)
Nach dem Auftauchen der natürlichen Mutation der Faltohren wurden bald kritische Stimmen laut, die ein Verbot der Zucht forderten, denn die gefalteten Ohren würden zu Ohrmilbenbefall und Taubheit führen. Die GCCF strich die Katze aus dem Zuchtbuch, sodass die Zucht ab 1973 in England verboten war, obwohl Taubheit in den meisten Fällen etwas mit der Fellfarbe zu tun hat (in der Tat waren die ersten SF-Katzen reinweiß) und der Ohrmilbenbefall eine Frage des Pflegezustandes ist. Paradoxerweise ist die Weiterzucht einem echten Problem zu verdanken. Eine Züchterin bemerkte bei einigen Jungtieren Skelettveränderungen (verkürzte Schwanzwirbel, verdickte Knochen). Ein Kätzchen bekam der Genetiker O. Jackson zur Untersuchung, der mit der defekten Katze züchtete und Inzuchtversuche betrieb. Diese moralisch und wissenschaftlich fragwürdigen Versuche wurden 1975 in einer Studie veröffentlicht, die auch heute noch unkritisch zitiert wird. Jackson fand immerhin heraus, dass sich das Fd-Gen autosomal-dominant vererbt. Interessanterweise empfahl er keineswegs die Ächtung der Zucht, sondern nur die Zucht von Faltohr- mit Geradohr-Katzen.
1974 wurde in den USA die International Scottish Fold Association ISFA gegründet, die die Zucht der SF koordiniert, die Anerkennung der SF durch die Cat Fanciers Association erfolgte wenig später.
Nachdem bekannt wurde, dass homozygote (Fd/Fd-) Katzen besonders von Skelettabnormalitäten betroffen waren, beschloss man, durch regelmäßige Fremdeinkreuzungen die Gesundheit der SF zu stabilisieren. Heute werden besonders Britisch-Kurzhaar-Katzen zur Zucht mit Faltohrkatzen genommen, die Verpaarung von Faltohrkatzen untereinander wird unterlassen. In „Robinsons Genetics for Cat Breeders“ wird dann auch folgerichtig beschrieben, dass die Knochendefekte durch selektive Züchtung bei SFs stark zurückgegangen seien.[8] Schon alleine diese Formulierung aus dem Jahr 1999 zeigt jedoch, dass es bei der Zucht von Faltohrkatzen immer schon massive gesundheitliche Probleme gab und dass es diese Probleme trotz der „selektiven“ Züchtung immer noch gibt. Ein Umstand, der auch durch immer mehr Publikationen jüngeren Datums untermauert wird. Diese zeigen, dass die massiven Gelenkprobleme in Form der Osteochondrodysplasie auch bei heterozygoten, also mischerbigen Tieren regelmäßig anzutreffen sind und lassen den Ruf nach einem Verbot der Züchtung immer lauter werden.
Aydin überprüft in seiner Arbeit unterschiedliche Therapieansätze für die Behandlung der Osteochondrodysplasie von 11 Scottish Fold Katzen und bestätigt, dass auch heterozygote Tiere erkranken, wenn auch später und mit leichteren Symptomen als homozygote Tiere. Gleichzeitig hält er fest, dass die Erkrankung weder chirurgisch noch durch konservative medikamentöse Maßnahmen geheilt werden kann. Somit bedeutet jede Form von Therapie für die Katze lediglich eine temporäre, vorübergehende Verbesserung der Lebensqualität.
Quelle Wikipedia
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