Wir konnten uns vor Anfragen kaum retten
Auch im vergangenen Jahr war die Nachfrage nach Haustieren wieder exorbitant hoch. Wir konnten uns vor Anfragen nach Hunden und Katzen kaum retten. Da wir gut vermittelt haben – natürlich mit vorheriger eingehender Prüfung der neuen Besitzer –, hatten wir immer wieder mal Platz für Hunde aus dem Ausland. Tolle Fellnasen aus Rumänien, Ungarn und auch Polen – die vor Ort keine Chance auf Vermittlung gehabt hätten – fanden bei uns ein vorübergehendes Asyl, von dem aus sie in ein neues Leben bei tollen Familien gestartet sind.
Für uns begann das Jahr mit Dreharbeiten zur Fernsehsendung „tierisch tierisch“ vom MDR. In der Sendung werden jeden Mittwoch tierische Bewohner von Tierheimen vorgestellt, um für sie ein Zuhause zu finden. Die Dreharbeiten waren sehr spannend, lustig und aufregend zugleich. Für wenige Minuten Sendezeit wurde viele Stunden lang gedreht. Die Resonanz auf die Ausstrahlung war unglaublich groß, und wir konnten uns vor Anrufen und E-Mails kaum retten. Alle Tiere, die wir in der Sendung vorgestellt hatten, haben so ihr Zuhause gefunden.
Anfang Mai erreichte uns dann eine sehr traurige Nachricht: Joachim Tröger, ehemaliger und langjähriger Leiter des Tierheims Unterheinsdorf, verstarb nach langer Krankheit. Joachim stand uns immer mit Rat und Tat zur Seite. Sein Tod ist für alle ein großer Verlust und wir denken sehr oft an ihn.
Im Juni begann wieder die Heusaison, damit unsere Schafe ausreichend Futter in den Wintermonaten haben. Viele Bündel Heu haben wir eingelagert. Eine schweißtreibende Arbeit, die nur mit vielen Helfern zu bewältigen war.
Auch 2021 haben wir wieder jede Menge herrenloser Katzen kastriert und zurück an den Fangort gebracht. Das ist die einzige Maßnahme, die dauerhaft gegen Katzenleid hilft. An ihrem gewohnten Platz versorgen wir sie weiterhin. Über das ganze Jahr verteilt übernahmen wir auch von unseren Partnertierheimen einige Hunde, Katzen und Geflügel aus Beschlagnahmungen, auch viele Schafe. Einige haben bereits schlachtfreie Plätze gefunden. Viele bleiben aber bei uns, als Rasenmäher und weil sie einfach zu alt sind. Es war auch ein Jahr, in dem viele alte Hunde zu uns kamen. Unter anderem Willi, ein 15-jähriger, total verwahrloster, fast verhungerter Mischling. Willi und drei weitere alte Pflegehunde zogen zu einer Tierpflegerin und wurden von ihr individuell betreut. Trotz ihres hohen Alters und ihrer Wehwehchen fanden alle noch ein Zuhause bei verständnisvollen Menschen.
Im Oktober begannen wir mit dem Bau eines sicheren Geheges für unser Kleintierhaus. Ab dem Frühjahr können nun Kaninchen und Meerschweinchen artgerecht untergebracht werden und wann immer sie möchten zwischen drinnen und draußen wechseln.
Bis zum Schluss hatten wir gebangt, ob wir unseren Adventsmarkt am Hof durchführen können. Leider hat uns die Pandemie erneut einen Strich durch die Rechnung gemacht und wir mussten unser Lichtlfest absagen. Damit sind uns wieder einmal wichtige Einnahmen verloren gegangen. Unser Personal blieb aber zum Glück vor Covid 19 verschont.
Den Lebensabend geniessen
Im vergangenen Jahr haben durchschnittlich 15 Hunde, ca. 35 Katzen, 15 alte Schafe, 2 Ziegen, ca. 30 Hühner und 3 Gänse durchgehend bei uns gelebt. Und natürlich über das ganze Jahr verteilt viele Kleintiere wie Kaninchen, Meerschweinchen und Vögel. Auch Wildtiere wurden von uns aufgenommen, allerdings brachten wir diese zu erfahrenen Wildtierauffangstationen. Wie in jedem Jahr haben Katzen die größte Anzahl der Bewohner in unserem Tierheim ausgemacht: 107 kamen zu uns, von denen wir die meisten in ein neues Zuhause vermittelt haben. 2021 haben wir insgesamt 112 Hunde aufgenommen, von denen viele aus den anderen TIERSCHUTZLIGA- Tierheimen stammten. Einige kamen auch aus dem Auslandstierschutz. Fast alle fanden ein neues Zuhause. 2 Hunde mussten wir leider krankheitsbedingt erlösen. Auch 5 Katzen sind an Krankheiten verstorben oder mussten eingeschläfert werden.
Tierschutz seit der Wende
Der erste Kontakt in die neuen Bundesländer ergab sich, als nach dem Mauerfall ein paar hundert Mauerhunde nicht mehr gebraucht wurden. Die Bundeswehr kam plötzlich zu höchst unerwünschtem Eigentum und die Sorge war groß, was man mit den als aggressiv geltenden Vierbeinern tun sollte. Damals haben wir mitgeholfen, für die Hunde neue Besitzer zu finden, denn die Hunde waren, erst einmal satt gefüttert und zur Ruhe gekommen, durchaus umgänglich und keineswegs böse. Ende des Jahres 1991 machte sich unser Rudolf Wolff zusammen mit Tierschützern daran, ein geeignetes Anwesen zu suchen, um ein Tierheim zu errichten. Damals wurden in der Region immer mehr Höfe verlassen, weil die Landwirtschaft nicht mehr rentabel genug war. So konnten wir relativ bald einen geeigneten Hof finden und die Stallungen für Hunde und Katzen umbauen.
Mit Joachim Tröger bekamen wir 1992 unseren ersten Tierpfleger in Sachsen. Er wurde unser Tierheimleiter. Neben seiner unendlichen Einsatzbereitschaft, seinem Engagement für Tiere und seinem Humor, hatte er noch einen weitere unschätzbaren Wert für unsere Tierschutzarbeit. Ohne Joachim Tröger, den alle Leute kannten und akzeptierten, hätten wir wohl kaum einen Fuß auf den Boden bekommen.
Bald gehörte auch noch seine Ehefrau Brigitte zum Team. Das Ehepaar war ein wahrer Glücksgriff für uns. Sie arbeiteten Hand in Hand und es gab weder die bei Mitarbeitern oftmals üblichen Sticheleinen noch kleinliches Gezänk. Wir hatten von den beiden noch nie gehört, dass auch nur ein Wort über Feiertage, Überstunden oder Mehrarbeit verloren wurde. Die Arbeit, die anfiel, die wurde einfach gemacht und fertig. Ganz egal welches Problem anfiel, die beiden fanden eine Lösung.
Im Jahr 2008 war das alte Gemäuer des Hofs an vielen Stellen baufällig geworden. Einige Balken des Dachstuhls waren morsch und das Dach drohte einzustürzen. Mit großem Kostenaufwand mussten wir den Dachstuhl sanieren. Im Laufe der Bauarbeiten ergab sich dann, dass der neue Dachraum ideal dafür geeignet ist, die längst zu klein gewordene Katzenstation nach oben zu verlegen. So haben wir heute im Erdgeschoss des Tierheims die Hunde untergebracht, im Dachgeschoss logieren die Katzen. Und damit die Tiger auch raus kommen, gibt es einen supertollen Laufsteg nach draußen, den die Katzen gern und rege nutzen.
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