Großen Anklang fand ein Mentaltraining für Hunde
Ende 2017 wurde das kleine Häuschen im Hirschenbergweg 21, in 94139 Breitenberg gekauft, mit dem Ziel, es zu einem Heim und Zuhause für alte, kranke und schwache Hunde umzubauen.
Bereits im Juli 2019 konnte die Mitarbeiterwohnung durch Beate Hensler, Leitung des zukünftigen Tierparadieses Breitenberg, bezogen werden. Im Herbst 2019 zogen bereits drei Hunde aus dem Tierheim Wollaberg als Pflegehunde hier in die Privatwohnung ein.
Cleo, eine taube Hündin, die vermittelt werden sollte und Ende Dezember zu ihrer neuen Familie umzog; Benny, ein 16 Jahre alter Hund, der bei uns seinen Lebensabend verbrachte und im Dezember 2019 verstarb; und Strolch, ein Fundhund, der sehr stark traumatisiert war und ein Angsthund ist.
Seit Oktober 2019 führten wir kostenfreien Hundeschul- Unterricht für adoptierte Hunde aus dem Tierheim Wollaberg und deren Menschen durch. Es fanden viele Einzelstunden und Gruppenstunden statt zum Thema Hundeerziehung und -sozialisierung, Analysen und Behandlung von auftretenden Verhaltensproblemen.
Großen Anklang fand ein Mentaltraining für Hunde, in dem die Hunde durch ruhige, konzentrierte Übungen an Geräten Unsicherheiten abbauen und eine vertraute Bindung zu ihren Menschen aufbauen konnten. Mit Strolch als Pflegehund ging es ins Jahr 2020. Wegen seiner Angststörungen bedarf Strolch viel Geduld. Man kann bei solch einem Hund nur schwer gezielt helfen und therapieren, weil man den Grund des erlittenen Traumas nicht kennt und somit nicht gezielt daran arbeiten kann. Auf jeden Fall liegt seine Angst in den Bereichen „Mensch, Umwelt und Geräusche“; mit anderen Hunden ist Strolch sehr gut sozialisiert. Und so ist das Trainingsspektrum sehr weit gefächert. In kleinen Schritten geht es voran. Strolch hat viele Paten und eine eigene Seite bei Facebook, die sich ausgesprochen großer Beliebtheit erfreut.
Anfang Februar 2020 zog der neunjährige Border-Mischling Mäx bei uns ein. Er wurde aus sehr schlechter Haltung beschlagnahmt und fand zunächst seit November 2019 Aufnahme im Tierheim Wollaberg. Von dort zog er zu uns um, weil Mäx dem strengen Tierheimalltag nicht gewachsen war. Im Juni 2020 nahmen wir den 15-jährigen Kleinen Münsterländer- Rüden Poldi auf. Poldis Mensch hatte Krebs im Endstadium und konnte sich nicht mehr um seinen Hund kümmern. Die Verwandten konnten ihn auch nicht übernehmen. Für einen normalen Tierheimalltag ist Poldi durch seine Krankheit, eine extrem starke Hüftdysplasie, nicht geeignet. Poldis Besitzer ist im Herbst 2020 verstorben. Poldi läuft sehr schlecht, steht sehr schwer auf und fällt immer wieder um. Diese Bewegungseinschränkung stört Poldi nicht sehr, er nimmt sie hin und rappelt sich immer wieder auf. Der Senior genießt sein Leben und hat auch trotz seiner Einschränkungen noch viel Spaß.
Mit kleinen täglichen Gassirunden rund ums Haus und durch den Garten, leichten physiotherapeutischen Übungen und vorsichtigen Massagen versuchen wir seine Beweglichkeit und seine Lebensfreude zu erhalten. Der Hundeschul Unterricht für die adoptierten Hunde aus Wollaberg wurde durch die neuen Besitzer sehr gut angenommen. Hunde aus dem Auslandstierschutz zeigen sehr oft Anpassungsschwierigkeiten an ihre neue Umgebung. Viele bringen schlechte Erfahrungen aus Tierheimen im Herkunftsland mit in ihr neues Zuhause und sind oftmals auch traumatisiert. Sogar Welpen erleben auf dem Transport häufig großen Stress und Gewalt. Den meisten Auslandshunden sind Leinenführung, ein Dach über dem Kopf, glatte Fußböden oder Teppichböden, ja sogar menschliche Nähe u.v.m. total fremd. Das verunsichert viele Hundehalter. Sie wissen oft nicht, wie sie mit den Unsicherheiten der Hunde umgehen sollen, wie sie eine „gesunde“ Bindung und Beziehung zu dem neuen Familienmitglied aufbauen und dem Hund hier in der neuen Umgebung Orientierung geben können.
So führten wir 2020 viele Erziehungs- und Sozialisierungskurse durch in Form von Einzelberatungen und Gruppenunterricht. In schwierigen Fällen machten wir Hausbesuche und Betreuung vor Ort. Inhaltliche Schwerpunkte waren Leinenführung, Bleib-Übungen, Training im Bereich Impulskontrolle und Frustrationstoleranz, Alleine-Bleiben, Stadttraining, artgerechte Beschäftigung (z.B. Suchspiele, Nasenarbeit, Apportieren), Gerätearbeit, Beratung zum Sauberkeitstraining, gesunde Ernährung etc. Auch das Mentaltraining fand wieder große Nachfrage. Alle drei bis vier Wochen boten wir hier in Breitenberg eine Sozialspielstunde an, um den neuen Besitzern die Körpersprache ihrer Hunde näher zu bringen und den Hunden ein sozial angepasstes Spielen zu ermöglichen. Außerdem übten wir den kontrollierten Freilauf und den verbindlichen Rückruf. Hier kam bei Bedarf die Schleppleine zum Einsatz. Diese kostenfreie Hundeschule inkl. der intensiven Beratung und Betreuung der Hunde-Adoptanten ist mit Sicherheit eine einzigartige Leistung im Tierschutzbereich und hat gegenüber anderen Tierheimen eine Vorbildfunktion. Im Jahr 2020 fanden leider keine weiteren baulichen Maßnahmen im Tierparadies Breitenberg statt, der Ausbau steht leider still.
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