Vom Sinn und Unsinn der Rasselisten
Über die sogenannten Listenhunde oder Kampfhunde existieren viele Mythen, wie eine Beißkraft von 2 Tonnen von den Kampfhundgegnern; sowie, dass sie eigentlich Kampfschmuser sind und keiner Fliege etwas zuleide tun, von den Kampfhundliebhabern.
Dies sind Hunde, die sehr oft unverschuldet im Tierheim landen. Sei es, weil sie als typischer Boxer-Labrador verkauft oder gekauft werden, illegal eingeführt wurden in ein Bundesland mit heftigen Auflagen oder gar einem Haltungsverbot, oder weil ganz einfach der Mensch in der Erziehung versagt hat.
Leider müssen wir sagen, dass das größte Problem tatsächlich die illegale Anschaffung ist: Dann tauchen sie nachts plötzlich in Städten auf, in denen es diese Hunde offiziell nicht gibt, begleitet (Achtung: Klischee!) von den breitschultrigen, tätowierten Typen in Lederjacke, die ihr Ego durch den Hund pushen. Am besten ist es, wenn der Hund ebenso breitschultrig in der Leine hängt, so dass es so erscheint, als gingen Herrchen und Hund gemeinsam ins Fitnessstudio. In diversen Gruppen der sozialen Medien sieht man sie posieren. Dort zeigen sie Videos von in Bäumen aufgehängten Autoreifen an denen Pitts, Staffs etc. zerren, zur Belustigung der Filmenden und Folgenden und zur angeblichen „Auslastung“ des Hundes. Oder sie werden stundenlang mit Quietschebällen bespaßt und somit getriggert (was grundsätzlich mit fast jedem Hund geht!). Man verpaart diese Hunde aufgrund des Aussehens, um noch ordentlich Kohle zu scheffeln. Da ist die Farbe wichtig, die Figur. Nach dem Charakter der Elterntiere schaut dort keiner. Und auch dann kann es in die Hose gehen, wenn diese Hunde in Hände kommen, die nicht mit ihnen umzugehen wissen. Dann ist das Kind schnell in den Brunnen gefallen oder im schlimmsten Fall gebissen.
Eine Rasseliste ist im Kontext der
Hundehaltung eine Liste von Hunderassen,
die rassebedingt als
gefährlich angesehen werden oder
deren Gefährlichkeit vermutet wird
(„Kampfhunde“, gefährliche Hunde).
Von den Rasselisten erfasste Hunde
werden als Listenhund bezeichnet;
für ihre Haltung gelten verschiedene
Einschränkungen, die sich je nach
örtlichen Gegebenheiten unterscheiden
können. Auch die Bezeichnung
„Anlagehund“ ist verbreitet
und darauf zurückzuführen, dass
Rasselisten teilweise in den Anlagen
zu den entsprechenden Gesetzen
oder Verordnungen veröffentlicht
wurden. Quelle: Wikipedia
Dann geht man dazu über, um die Listenhunde drumherum zu züchten: kleiner, größer, andere Namen, aber vom Aussehen ähnlich. Grundgerüst der neuen Rassen sind aber die alten. Dann ist das Geschrei groß, wenn der Miniature Bullterrier zu groß wächst, denn dann ist es ein Bullterrier und steht somit auf der Liste der Kampfhunde. Und nun? Auflagen erfüllen? Abgeben? Zumal jedem, der eine neue Rasse in einem Bundesland mit Liste adoptieren möchte, sich darüber klar sein sollte, dass – auch aus dem oben genannten Grund, dass der Grundstein die alten Rassen sind – der Zusatz aus der Hundeverordnung zum Tragen kommen kann: „Verboten sind … sowie deren Kreuzungen untereinander oder mit anderen Hunden.“ Schnell kann die Gemeinde vor der Tür stehen und einen Gentest verlangen, der ausschließt, dass in dem vorhandenen Tier ein Kampfhund steckt. Ist dies nicht widerlegbar, kann es passieren, dass der Hund schneller eingezogen ist, als man bis drei zählen kann.
Die in Deutschland existierende Szene von Hundekämpfen lassen wir heute mal außen vor, denn diese Hunde sieht man wirklich nicht, da sie einfach nur zur Geldmacherei in irgendwelchen Verschlägen gehalten werden. Hat uns 2001 nichts gelehrt? Sind die Schlagzeilen nicht groß genug, wenn mal wieder ein Kind gebissen wird? Dann geht der Shitstorm wieder los. Und die „Anhänger“ der Rasse schieben den Eltern des Kindes die Schuld in die Schuhe. Dann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem sie im Tierheim landen, entweder weil sie illegal gehalten werden (die Mehrheit) oder im schlimmsten Fall gebissen haben (die wenigsten).
Oder sie werden als Babys, viel zu jung, am liebsten schon mit abgeschnittenen Ohren an den Grenzen beschlagnahmt. Wir hier in Niedersachsen haben das große Glück, keiner Rasseliste zu unterliegen und können diese armen Hunde dann zu uns nehmen und in ein verantwortungsvolles Zuhause vermitteln. Wenn sie allerdings gebissen haben und von Amtswegen eingestuft sind, wird es auch für uns schwierig. Auf der anderen Seite kennen wir sehr viele tolle, gut erzogene und soziale Kampfhunde, weil wir uns mit der Thematik um sie befassen und auch entsprechende Kontakte zu tollen Kampfhundbesitzern haben. Diese Leute stehen dazu, was am Ende ihrer Leine läuft und können auch damit leben, angefeindet zu werden. Und sie kämpfen dafür, dass das Image vom „Kampfhund“ zum „Hund“ geht.
Wenn wir die Kirche im Dorf lassen, können wir über Kampfhunde eines sagen: sie sind Hunde. Hunde mit eigenem Charakter, wie jeder andere Hund auch. Gut oder schlecht erzogen, wie jeder andere Hund auch. Nett oder weiniger nett, wie jeder andere Hund auch. Denn in den Tierheimen sitzen nicht nur die Kampfhunde mit Gepäck, sondern eine viel größere Anzahl an Hunden verschiedenster Rassen mit Gepäck, welches teilweise schwerer wiegt, als zwei Kampfhunde zusammen. Und ja, auch wir vermitteln diese Hunde mal an breitschultrige und tätowierte Typen, diese haben aber selbst genug Biss und benötigen keinen Hund, der für sie einsteht.
Tanja Tiedtke,
Tierheim Bückeburg
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