Ihnen drohen mehrjährige Haftstrafen – und sehr hohe Anwaltskosten
Vier deutsche Tierärzte und deren Helferin sind am Mittwoch auf Kreta verhaftet worden. Jedes Jahr beteiligen sie sich ein- bis zweimal an der Kastration von Straßentieren rund um die Gemeinde Alithini in der Nähe von Heraklion – ehrenamtlich. Jetzt wurden sie bei einer Polizeiaktion verhaftet. Der Vorwurf: Illegale Einfuhr von und Handel mit Medikamenten. Ihnen drohen mehrjährige Haftstrafen – und sehr hohe Anwaltskosten. Die 7.500 Euro für die erste – erfolgreiche – anwaltliche Intervention zahlt vorerst die TIERSCHUTZLIGA STIFTUNG TIER UND NATUR.
Anzeige einer Anwältin mit fragwürdiger Motivation
Die fünf Tierschützer aus Potsdam und Umgebung sind aktive Unterstützer der TIERSCHUTZLIGA. Jahr für Jahr beteiligen sie sich honorarfrei an den Kastrationsaktionen der Stiftung. Ihr ehrenamtliches Engagement in Griechenland hat der Bürgermeister von Alithini bisher begrüßt und Räume für die Eingriffe bereit gestellt. Auslöser der Polizeiaktion am Mittwoch war die Anzeige einer Anwältin mit fragwürdiger Motivation.
Verhaftung während einer laufenden Operation
Am Vormittag stürmten die Beamten auf Veranlassung der Amtstierärztin regelrecht den OP-Raum, in dem gerade eine Hündin operiert wurde. „Die Polizisten waren uns total wohlgesonnen und sagten, dass wir doch die OP erst abschließen müssten. Doch die Amtstierärztin bestand auf einer sofortigen Verhaftung und “Tatortsicherung“, berichtet Jan Sorth via Telefon, er ist einer der betroffenen Tierärzte.
Was nach der Verhaftung geschah, klingt nach unfassbarer Willkür: Die Fünf wurden sieben Stunden lang befragt, ohne Hinweis auf einen Tatvorwurf. Erst bei Eintreffen der Amtstierärztin erfuhren sie von dem unterstellten Delikt: Sie würden eine illegale Klinik betreiben, hätten unerlaubt Betäubungsmittel eingeführt und mit diesen gehandelt.
Deutsche Botschaft schaltet Anwalt ein
Zwar hatte die Polizei den Tierschützern deren Mobiltelefone abgenommen, doch andere Helfer meldeten die Information über die Verhaftungen nach Deutschland. Mit Hilfe der Deutschen Botschaft wurde ein griechischer Anwalt eingeschaltet. Dieser konnte bei einem Termin mit dem Staatsanwalt ein Eilverfahren verhindern. Einen neuen Verhandlungstermin gibt es noch nicht. Zumindest sind die Tierschützer wieder auf freiem Fuß, dürfen jedoch die Insel nicht verlassen und müssen sich täglich bei der Polizei melden.
28 Stunden Haft unter desolaten Bedingungen
Insgesamt 28 Stunden waren die Tierärztinnen Gudrun Dieck und Myriam Schröder sowie die Tierärzte Gordon Ebeling und Jan Sorth und die Helferin Beate Rusch in Haft. Die Männer gemeinsam mit rund 50 weiteren Inhaftierten in einer Sammelzelle des Untersuchungsgefängnisses in Heraklion. Dort gab es weder Toilettenpapier noch Nahrung, auch keinen Dolmetscher.
„Eine Nacht in Angst und Schrecken verbracht“
„Wir haben eine Nacht in Angst und Schrecken verbracht“, beschreibt Jan Sorth die Situation. „Wir sind schockiert über die Vorwürfe und die offensichtliche Unkenntnis der Amtstierärztin beispielweise hinsichtlich der von uns verwendeten Medikamente. Ganz zu schweigen von den desolaten Haftbedingungen.“ Doch er betont auch dies: “Wir sind beeindruckt von den Solidaritätsbekundungen, die wir von den ortsansässigen Griechen bekommen haben. Und der Unterstützung, die wir bisher aus Deutschland erhalten haben.“
In den vergangenen Jahren hatten die Deutschen die Katrationsaktionen gemeinsam mit der griechischen Tierschutzorganisation „Mesara Care“ durchgeführt. Erstaunlich: Jetzt bestreitet die Organisation eine Kooperation mit den Deutschen – und will sie auch in dieser Situation nicht unterstützen.
Spenden sind sehr willkommen
Die Prozesskosten werden immens sein. Spenden für die finanzielle Unterstützung der Tierschützer sind sehr willkommen!
PS: Die operierten Hunde konnten von anderen Tierschützern gerettet werden und sind außer Gefahr.
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