Nicht süß, sondern gequält

Kindchenschema weckt den Pflegeinstinkt

Der Mensch denkt sich etwas aus – und züchtet gemäß dieser Vorstellungen veränderte Lebewesen. Dann geben Kühe plötzlich unfassbar viel Milch – und leiden unter Euter- sowie Gebärmutterentzündungen, Fruchtbarkeitsstörungen und vielem mehr. Doch auch einige unserer geliebten Alltagsbegleiter leiden unter massiven Gesundheitsproblemen aufgrund von bewusst herbeigeführten Zuchtmerkmalen. Dann sprechen Tierschützer von Qualzuchten. Gemeint sind beispielsweise Mops, Englische und Französische Bulldogge, Perserkatze, Nacktkatze oder Goldfische mit Blasenaugen. Von einer Qualzucht ist die Rede, sobald bei den betroffenen Tieren Schäden, Schmerzen, Leiden oder Verhaltensstörungen entstehen, die geduldet oder sogar gefördert werden.

britisch-bulldog-qualzucht-atemnot Nicht süß, sondern gequält

Diese Englische Bulldogge landete vorübergehend im Tierheim Bückeburg. Durch die extreme Überzüchtung litt sie massiv an Atem- und Gelenkproblemen und konnte durch die viel zu kurze Schnauze nicht einmal mehr Futter vom Boden aufnehmen.

„Kurznasen und Glubschaugen: Nicht süß, sondern gequält“

Das Tierschutzgesetz erlaubt so etwas ausschließlich für wissenschaftliche Zwecke. Ein Verstoß wird als Ordnungswidrigkeit geahndet, kann allerdings bei großem Ausmaß als Straftat verfolgt werden. Doch dieses Gesetz wird in Deutschland nicht sonderlich beachtet, denn weiterhin sind oben genannte Rassen erhältlich. Tierschützer beklagen dies immer wieder. Immerhin haben sich im Jahr 2016 zahlreiche Tierärzte auf Initiative der Bundestierärztekammer zu einem Aktionsbündnis zusammen geschlossen.

Sie wollen über das Problem aufklären, zum Beispiel mit dem Flyer „Kurznasen und Glubschaugen: Nicht süß, sondern gequält“. Zudem streben sie an, dass bestimmte Hunderassen aus der Werbung verschwinden. Denn erst die hohe Präsenz von Mops, Bulldogge oder Chihuahua in den Medien habe die Nachfrage nach diesen Hunden angeregt. Diese Öffentlichkeitsarbeit zeigt erste Wirkung: eBay-Kleinanzeigen hat im Oktober 2020 „Tiere aus Qualzucht (bspw. kurzköpfige Hunde, Nackthunde, Faltohrkatzen)“ vom Handel über die Plattform ausgeschlossen.

Was macht den Reiz von Qualzuchten aus?

Weshalb wünschen sich überhaupt Hundehalter schnarchende Möpse und hechelnde Bulldoggen? Weil die Tiere das „Kindchenschema“ bedienen und daher als „süß“ wahrgenommen werden. Die für diesen Effekt über Jahrzehnte hinweg herbeigezüchtete Stupsnase ist verantwortlich für die verheerende Atemnot: Denn nun sind lebensnotwendige Funktionen auf engstem Raum zusammengequetscht, das Gaumensegel verschließt teilweise den Kehlkopf, die Atemwege sind blockiert. Um das nachzuempfinden müssten wir Menschen einmal den ganzen Tag durch einen Strohhalm atmen. Die Krankheit heißt „Brachyzephales Atemwegssyndrom“ und führt beim Hund womöglich zu ständiger Lebensangst. Er will sich kaum noch bewegen und kann oftmals nur mit hochgelegtem Kopf schlafen.

Auch ist die Regulation der Körpertemperatur behindert: Der Hund überhitzt sehr schnell und kann bei hohen Temperaturen das Bewusstsein verlieren. Nur eine Operation kann helfen, bei der das Gaumensegel gekürzt, überstehendes Gewebe im Rachen entfernt wird und die Nasenlöcher vergrößert werden. Deshalb diskutieren Tierärzte darüber, ob die Zucht von Mops und Französischer Bulldogge verboten werden sollte. In den Niederlanden ist der Gesetzgeber nicht ganz so weit gegangen. Allerdings verbietet er seit einigen Jahren die Zucht von extrem kurznasigen Hunden und schreibt die Nasenlänge vor: Die Schnauze des Hundes muss mindestens ein Drittel so lang wie der Kopf sein. Doch am besten schaffen Sie sich kein Tier an, das auf besondere Merkmale hin gezüchtet wurde. Besuchen Sie lieber ein Tierheim in Ihrer Region. Dort warten sehr viele wunderbare Hunde darauf, ein liebevolles Zuhause zu finden. Vor allem berät Sie das Fachpersonal dort hinsichtlich aller relevanten Fragen, die es vor einer langen Bindung an ein Tier zu beantworten gilt.

Spenden Sie bitte jetzt für Tiere in Not!

ich spende jetzt
  • Unser Spendenkonto:
  • Tierschutzliga Stiftung
  • SozialBank
  • IBAN: DE35 3702 0500 0009 8385 03
  • BIC: BFSWDE33XXX
  • Verwendungszweck: Stall in Breitenberg
  • PayPal: stiftung@tierschutzliga.de

Erzählen Sie anderen von diesem Problem!

Das könnte Sie auch interessieren

  • Bub-beitragsbild-314x200px Nicht süß, sondern gequält

Tumorkater Bub braucht Deine Hilfe!

Verlassen und verletzt, neben einem einsamen Maisfeld – so wurde Bub, der Tumorkater gefunden. Eine tierliebende Finderin hatte den armen Kater vor ihrer Arbeit entdeckt und brachte das notleidende Tier zu uns ins Tierheim.

  • Felicidad-Hozi-Beitrag-314x200 Nicht süß, sondern gequält

Felicidad und Hozi brauchen deine Hilfe!

Felicidad und Hozi – zwei Namen, die für unerschütterliche Hoffnung und den unermüdlichen Kampf um ein besseres Leben stehen. Heute möchten wir Ihnen von diesen zwei besonderen Seelen erzählen, die trotz aller Widrigkeiten und Herausforderungen den Glauben an die Liebe der Menschen nie aufgegeben haben.

  • 40Katzen Nicht süß, sondern gequält

40 Katzen das Leben gerettet

In einem verwahrlosten Haus einer verstorbenen Dame wurden ganze 40 Katzen auf einen Schlag gefunden und gerettet! Zunächst hieß es, dass fünf kleine Samtpfoten abgeholt werden müssen. Als unsere Mitarbeiterin Franzi aber abends im Dunkeln in der Wohnung ankommt, sieht ihr Expertenblick sofort: Es gibt wahrscheinlich noch viel mehr verwilderte Katzen auf dem Grundstück.

Bitte helfen Sie uns!!!

26.12.2021|